Foto: Gerhard Wasserbauer

Das "St.ellas" ist ein Spin-off des Restaurants Gaumenspiel in Wien-Neubau mit günstiger, zuverlässig geschmackvoller Küche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Eigentlich hatten Martina Kraler und Rodschel Rachnaev ihr neues Projekt "St.ellas" als Angebot an Nachbarn und Stammgäste ihres oft gepriesenen Restaurants Gaumenspiel geplant. Manchen war das Lokal im Lauf der Jahre eine Spur zu exklusiv und auch kostspielig geworden, um wie früher einmal mit Kind und Kegel auf ein schnelles Abendmahl vorbeizuschauen. Außerdem wollten die Wirte die Tradition des Mittagsmahls wiederbeleben, die sie im Gaumenspiel vor Jahren wegen der Schulpflichten ihrer Kinder aufgeben mussten.

Als dann im Nebenhaus ein Lokal frei wurde, das sich über den Innenhof-Garten auch noch mit dem Gaumenspiel verbinden ließ, gab es keine Ausrede. Ein massiver Woodstone-Ofen wurde angeschafft, die Küche mit gutem Raumgefühl offen ins Restaurant integriert, mit Küchenchef Günter Handlbauer ein ehemaliger Gaumenspiel-Koch engagiert und eine Küchenlinie entworfen, die ohne allzu viel Gschisti eine lebendige, zeitgemäße, unkomplizierte Varianz ermöglichen würde.

Verlockend klingende Speisen

Weil das alles auf beachtliche Weise gelungen ist, werden die lieben Nachbarn nun wohl erst recht nicht aufs Geratewohl vorbeischauen können - das "St.ellas" ist einfach zu attraktiv, als dass man dafür nicht durchaus auch von weiter her käme. Noch vor den verlockend klingenden Speisen, die zum Teil auf der Karte, zum anderen auf der schwarzen Tafel bei der Küche angepreist werden, fällt auf, wie knapp hier kalkuliert wird. Oktopus-Salat mit Fenchel, mit fein gehobeltem, zitronig mariniertem Gemüse und gar nicht wenig, butterweich gedämpftem Fisch, schlägt mit 5,50 Euro zu Buche. Tunfisch-Avocado-Pizza, für die roh marinierter Fisch und Avocado mit Wasabicreme und allerhand Kräutern auf einen frisch gebackenen, knusprigen Pizzaboden geschichtet werden, ist um neun Euro mehr als wohlfeil.

Aber auch das Pastis-Hendl, knusprig und saftig gebraten, mit allerhand gedämpftem Gemüse und würziger Selleriecreme kombiniert und mit sehr gutem Saftl umkränzt, lässt man sich um 12 Euro gern gefallen. Steaks vom amerikanischen Rind gibt es auch, und auch die sind verblüffend günstig. Speziell wenn man sich für das ebenso saftige wie zarte Flank Steak aus dem Zwerchfell entscheidet, das gerade einmal auf 14 Euro kommt.

Mittags ist ebenfalls geöffnet, da kann man gegen einen Aufpreis von zwei Euro eine beliebige Vorspeise zu den wöchentlich wechselnden Hauptgerichten wählen, womit sich ein mehr als anständiges Mittagsmahl um unter 15 Euro ausgeht. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 04.06.2012)