Mit Adele Neuhauser an der Seite von Harald Krassnitzer wurde der "Tatort" zum Verkaufsschlager bei der Händlermesse MIP-TV.

Foto: ORF/Petro Domenigg

Cannes/Wien - Nach Jahren der Krise scheint sich der TV-Markt zu beruhigen: "Die Preise sind stabil", sagt ORF-Enterprise-Chefin Beatrice Riesenfelder: "Die Leute wissen, was sie wollen, und sie schätzen Qualität." Das Dumping der vergangenen Jahre sei vorbei. Riesenfelder erinnert sich an Jahre, in denen das ganz anders war, als sich Verkäufer mit Niedrigpreisen gegenseitig unterboten.

Mehr als 11.000 Händler besuchen die Mip-TV regelmäßig, davon sind 4000 Käufer. Die Messe hält im Frühjahr und im Herbst Hof. Diskussionen, wonach es das traditionell schwächere Frühjahrsevent nicht mehr geben soll, sind verstummt. Für den Vertrieb sei die Messe unentbehrlich, sagt Riesenfelder.

Steigende Absätze

Das entspanntere Verkaufsklima könnte an steigenden Absätzen liegen. Die Branche wähnt sich nämlich am Beginn höchst profitabler Zeiten: Weil Webportale wie Netflix, Hulu und YouTube Programme en gros hamstern, wittern Produzenten ihre Chance. Nicht nur sie, auch für TV-Stationen als Rechteinhaber eröffnen sich neue Geschäftsfelder. Onlinedienste arbeiten meist nur mit akkreditierten Mittelsleuten, die ihnen - wie der ORF - sämtliche digitalen Standards garantieren.

Mehrere hundert Stunden ORF-Programm sind auf diesen Webportalen bereits abrufbar. "Mit Hulu haben wir einen eigenen Universum-Kanal, der jetzt schon mehr als hundert Titel hat", sagt Riesenfelder im Gespräch mit dem STANDARD.

Naturdokus als Renner

Die Naturdoku-Reihe ist wie jedes Jahr der Renner im ORF-Portefeuille. Brasiliens Globosat etwa schnappte sich Wolfgang Thalers Die geheime Welt der Termiten. Der südamerikanische Bezahlsender ist längst treuer Kunde: "Zum Hauptabend laufen dort fast ausschließlich Universum-Filme", erzählt Riesenfelder. Die Termiten sind weiters in China, Korea, Thailand und Japan zu sehen. Der japanische Sender NHK schlug bei drei weiteren Naturfilmen zu.

Einen regelrechten Ansturm gibt es auf das neue Tatort-Paar Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser. Mehr als 20 Länder griffen bereits zu: "Das ist wirklich erstaunlich", freut sich Riesenfelder: "Der Tatort hat sich bisher nie verkauft." Nach wie vor gute Abschlüsse erzielt Schnell ermittelt. Pro Folge zahlt etwa Telekom Italien rund 15.000 Euro. 151 Folgen von Soko Kitz gehen nach Tschechien. 

Synchronisation ertragsmindernd

Ebenfalls hoch im Kurs stehen Vier Frauen und ein Todesfall: Italien, Ungarn, Ukraine scheinen unter den Käufern auf. Ertragsmindernd ist bei Verkäufen in nicht deutschsprachige Ländern die Synchronisation: Je nach Aufwand sind zwischen 8000 und 20.000 zu veranschlagen.

Neben Natur und Krimi interessiert klassische Musik aus Österreich: Christmas in Vienna läuft dieses Jahr in der Schweiz und Island. Die Sommernachtsgala aus Grafenegg sicherten sich Schweden und Russland. (Doris Priesching, DER STANDARD, 5.4.2012)