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Liberische Soldaten auf ihren Stützpunkten im Kampfgebiet

Foto: REUTERS/ LUC GNAGO
Monrovia - Nach der Einigung auf einen Waffenstillstand für Liberia ist am Mittwoch gespannte Ruhe in das Bürgerkriegsland eingezogen. Es wurden zunächst keine neuen Gefechte zwischen Rebellen und Regierungsgruppen bekannt. Ungewissheit herrschte aber weiter über die politische Zukunft des westafrikanischen Landes: Nur Stunden nach der Unterzeichnung der Waffenruhe schränkte ein Regierungssprecher die Zusage für einen Rücktritt von Präsident Charles Taylor wieder ein.

Bindend in dem Abkommen mit den Rebellen sei nur die Feuerpause, erklärte Vaanii Paasaw. Alle anderen Punkte, wie der Rücktritt Taylors und die Bildung einer Unabhängigkeitsregierung, müssten noch verhandelt werden. Taylor äußerte sich nach der Einigung bei den Friedensgesprächen in Ghana nicht öffentlich. Im staatlichen Rundfunk wurde nur die Waffenruhe verkündet, nicht die anderen Teile des Abkommens, das den mehr als drei Jahre andauernden Bürgerkrieg beenden soll. In dem Dokument wurde unter anderem eine Übergangsregierung angekündigt, "die den amtierenden Präsidenten nicht einschließt".

Aufruf zu Umsetzung der Vereinbarung

Der Vermittler bei den Gesprächen in Ghana, der frühere nigerianische Militärherrscher Abdulsalami Abubakar, rief Regierung und Rebellen in Liberia auf, die Vereinbarung zügig umzusetzen. "Die Augen der Welt sind auf Euch gerichtet", erklärte er an die Bürgerkriegsparteien gewandt. Sie dürften nun ihre "liberianischen Landsleute nicht verraten", indem sie das Abkommen verletzten.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan nannte die Einigung vom Dienstag einen "wichtigen Schritt vorwärts" und rief die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung des Friedensprozesses auf. Auch die USA begrüßten das Abkommen und die Aussicht auf eine Übergangsregierung ohne Beteiligung Taylors.

Westafrikanische Beobachtermission

Eine westafrikanische Beobachtermission, die von den Vereinten Nationen logistisch unterstützt wird, soll bereits am Wochenende zur Überwachung des Waffenstillstands in Liberia eintreffen. Ihr sollen eine rund 2.000 Soldaten umfassende Stabilisierungstruppe unter westafrikanischer Führung sowie der Beginn von Gesprächen über eine Übergangsregierung folgen.

In Liberia tobte schon von 1989 bis 1996 ein Bürgerkrieg, für den der einstige Kriegsherr Taylor verantwortlich gemacht wird. Der jetzige Krieg begann 1999 und hat mindestens 1,3 Millionen Menschen in die Flucht geschlagen. (APA/AP)