Peking - Die chinesische Industrie bleibt zwischen Hoffen und Bangen. Während sich vor allem die Großkonzerne in einem überraschenden starken Frühlingshoch befinden, hält bei kleineren Unternehmen der Abschwung seit Monaten an. Das geht aus zwei Einkaufsmanagerindizes hervor, die am Sonntag veröffentlicht wurden. Die unerwartet gut ausgefallene amtliche Statistik ist für Volkswirte kein Grund zur Euphorie. Sie verweisen auf saisonale Effekte und halten wegen der an Fahrt verlierenden Konjunktur eine Lockerung der Geldpolitik für wahrscheinlich.

Weiche oder harte Landung

Die Regierung in Peking hatte ihr Ziel für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr zuletzt auf 7,5 Prozent gesenkt. Die große Frage ist, ob es zu einer weichen oder harten Landung kommt. Auch die durchwachsenen Industriedaten liefern dafür keine eindeutigen Hinweise. Mit Spannung warten Analysten daher auf die Zahlen zur Kreditvergabe der Banken im März, die Mitte April anstehen. Sollte es dem Land gelingen, die Bedingungen der Darlehensaufnahme zu verbessern, könnte damit das Wachstum angekurbelt werden, argumentieren Experten. Demnach hätte die chinesische Volkswirtschaft dann im ersten Quartal das Schlimmste hinter sich gebracht. Die Monate Jänner bis März dürften das konjunkturell schwächste Vierteljahr seit drei Jahren werden.

Nach dem Winterende fuhren viele Fabriken ihre Produktion wieder kräftig hoch. Daher liefen die Industriegeschäfte im März so gut wie seit elf Monaten nicht mehr, wie der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) zeigt. Dieser legte auf 53,1 Punkte zu von 51 im Februar. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 50,5 Punkte gerechnet. Die Umfrage erfasst vor allem große Betriebe. Nomura-Volkswirt Zhang Zhiwei verwies darauf, dass der Geschäftsschub zu Frühlingsbeginn typisch sei. "Aus dieser Perspektive betrachtet ist das noch kein sehr starkes Signal", sagte Zhang. "Der Druck auf die Regierung, die Geldpolitik zu lockern, nimmt weiter zu." Die Inlandsnachfrage müsse durch eine Ausweitung der Kreditvergabe gestärkt werden.

Kleine Firmen kommen schwer an Geld

Vor allem kleinere Firmen aus dem Privatsektor haben es deutlich schwerer an Bankdarlehen heranzukommen als die großen Staatsbetriebe. Dies ist auch am endgültigen PMI der Großbank HSBC abzulesen, der auf einer Umfrage unter mittelständischen Fabriken beruht. Endgültigen Berechnungen zufolge fiel das Barometer auf 48,3 Zähler im März von 49,6 im Februar und liegt damit den fünften Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Belastend habe sich vor allem eine Abschwächung der Auslandsbestellungen ausgewirkt, erläuterte HSBC-Experte Qu Hongbin. (APA, 1.4.2012)