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Wer kennt sie nicht? Homöopathische Globuli

Foto: Archiv
Wien - Über einen möglichen Hinweis auf die nach wie vor nicht hieb- und stichfest nachgewiesene Funktionsweise der Homöopathie berichtet die die Wissenschaftszeitschrift "New Scientist". So sei es einem Schweizer Chemiker nach eigenen Angaben gelungen, die "Merkfähigkeit" von Wasser für ehemalige Inhaltsstoffe nachzuweisen. Die Untersuchungen wurden im wissenschaftlich anerkannten Journal "Physica A - Vol. 323" veröffentlicht.

Wie Umfragen immer wieder nachweisen, erfreut sich die Homöopathie steigender Beliebtheit. Dennoch bleiben viele Mediziner skeptisch, zumal die genaue Funktionsweise der homöopathischen Medikamente - Kügelchen oder Tropfen - im Körper nicht geklärt ist. In den vergangenen Jahren stoßen immer wieder Chemiker bei der Untersuchung von Wasser auf Phänomene, die frappant an die Herstellung von Homöopathika erinnern.

Cluster

So haben südkoreanische Chemiker 2001 die so genannte Clusterbildung beim Verdünnen einer Lösung - etwa Salz in Wasser - nachgewiesen. Interessanter wurden die Cluster - oder Aggregate - umso größer, je stärker die Lösung verdünnt wurde. Auch in der Homöopathie wirken stark verdünnte Wirkstoffe heftiger als wenig verdünnte, obwohl in letzteren mehr von der jeweiligen Substanz vorhanden ist.

Der Schweizer Chemier Louis Rey will nun nachgewiesen haben, dass Wasser gleichsam ein Gedächtnis für Stoffe hat, die ehemals in ihm gelöst waren.

Untersuchung

Rey untersuchte dazu die Thermolumineszenz von sicher erwärmendem Wassereis. Das Eis wird zuvor bestrahlt, beim Erwärmen gibt es dann die gespeicherte Energie in Form von messbarer Lumineszenz (selbsttätige Abgabe von Licht) ab. Die Peaks der Lumineszenz liegen bei 120 bzw. 170 Kelvin, wobei der 170er Peak das Muster der Wasserstoff-Bindungen im Eis widerspiegelt. Aus diesem Grunde verwendete Rey auch Schweres Wasser - es besteht aus schwerem Wasserstoff (Deuterium) und normalem Sauerstoff: Laut der Theorie sind hier die Wasserstoff-Bindungen stärker ausgeprägt.

Rey verglich mit dieser Methode einerseits reines Wasser und andererseits Wasser, in dem etwa Lithiumchlorid oder Natriumchlorid (Kochsalz) gelöst waren. Erwartungsgemäß war das Lumineszenzverhalten des Salzeises anders als das des reinen Wassers, wobei sich Lithiumchlorid stärker auswirkte. Die Salze zerstörten gleichsam die Wasserstoffbindungen.

Im früheren Leben Salzwasser gewesen ...

Erstaunlicherweise blieb der Effekt auch erhalten, nachdem Rey seine Lösungen so weit verdünnt hatte, dass eigentlich kein Molekül der Salze mehr in dem Wasser sein durfte. Die maximale Verdünnung war zehn hoch minus 30 (29 Nullen hinter dem Komma) Gramm pro Liter. Das Wasser habe sich offensichtlich gemerkt, dass es zuvor Salzwasser war, die Information dürfte in der Art der Wasserstoff-Bindungen gespeichert sein, so Rey.

Rey richtete seine Experimente von Anfang an auf die Homöopathie aus. So wurden die Verdünnungen genau so hergestellt, wie homöopathische Arzneien, wobei die Gefäße beim Verdünnen auf bestimmte Art und Weise geschüttelt werden müssen.

Erste Fachreaktionen

Die Kommentare zu den Experimenten sind nicht einheitlich. So zweifelt etwa Martin Chaplin von der London's South Bank University an der Stichhaltigkeit der Versuche, die Ergebnisse könnten durch Verunreinigungen zu Stande gekommen sein. Raphael Visocekas von der Denis Diderot University in Paris, der Rey bei der Durchführung seiner Experimente teilweise beobachtete, glaubt dagegen an die Stichhaltigkeit der Ergebnisse. (APA/red)