Wien - In Österreich gibt keine freie Schulwahl, behauptet Grünen-Bildungssprecher Harald Walser. Daran habe auch die Einführung der Neuen Mittelschule (NMS) nichts geändert. "In ganz Österreich" komme es vor, dass Schüler trotz Gymnasialreife keinen Platz an einer AHS bekommen, damit Hauptschulen bzw. NMS nicht zu geringe Schülerzahlen haben. Im Ö1-"Morgenjournal" belegte er seinen Vorwurf mit einem konkreten Fall aus Telfs im Tiroler Bezirk Innsbruck-Land.

Der Hintergrund, wieso laut Walser nicht alle AHS-reifen Schüler am Gymnasium angenommen werden: Die Gemeinden sind Erhalter der Pflichtschulen, die nach der Schülerzahl dotiert werden. Die Bürgermeister hätten deshalb Interesse daran, dass es dort möglichst viele Schüler gibt.

Walser ortet regionale Benachteiligung

In Wien sei das Angebot an AHS gut ausgebaut, hier komme es seltener zu solchen Problemen als im ländlichen Raum. "Das ist ein klassisches Beispiel der regionalen Benachteiligung von Kindern", so Walser zur APA. Schuld sei die ÖVP, die durch ihre Verweigerung, eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen einzuführen, verhindere, dass die Schüler annähernd gleiche Chancen bekommen.

In Telfs wurde 2002 ein Standortvertrag zwischen der Gemeinde, den Gymnasien Telfs und Stams sowie dem Landesschulrat als Vertreter des Bundes geschlossen, der die Schülerhöchstzahlen reglementiert. Demnach werden nicht mehr als 60 Schüler in Telfs und 90 Schüler in Stams aufgenommen. Der Vertrag sei 2002 auf Betreiben des Gymnasiums Stams ins Leben gerufen worden, weil seit damals in Telfs auch eine Unterstufe angeboten wird und Stams geringere Schülerzahlen fürchtete, erklärte der Telfer Bürgermeister Christian Härting.

Für das kommende Schuljahr hätten daher zwölf Schüler mit für den AHS-Besuch geeigneten Noten abgewiesen werden müssen. Weil es aber Proteste gegeben habe, sei eine Ausnahmeregelung getroffen worden, sagte Härting. Diese gelte aber nur für das kommende Schuljahr. (APA, 28.3.2012)