Cloed Baumgartner (li.) und Jasmin Ladenhaufen sind Designerinnen und die Macherinnen des Modepalasts, der vom 13. bis 15. April im OÖ Kulturquartier in Linz und vom 4. bis 6. Mai im Museum für angewandte Kunst in Wien zu sehen ist. www.modepalast.com

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Das Linzer Label MASI stellt beim ersten Linzer Modepalast aus.

Foto: Modepalast/"local hero" Linz, MASI, Foto: Gortana

DER STANDARD: Wie erklären Sie jemandem den Modepalast, der ihn nicht kennt?

Cloed Baumgartner: Es handelt sich um eine große temporäre Boutique für Mode, Schmuck und Accessoires.

DER STANDARD: Lässt sich die Art der Mode eingrenzen?

Baumgartner: Präsentiert werden in erster Linie Jungdesigner.

DER STANDARD: Wie alt sind Jungdesigner?

Baumgartner: Die kommen auch schon ins Alter. Sagen wir, vor zehn Jahren waren sie jung, weil sie gerade frisch begonnen haben zu arbeiten. Also zwischen 30 und 40 werden sie jetzt schon sein, wobei wir in Wien einen großen Bereich Newcomer haben, der von der Wirtschaftskammer unterstützt wird. Das sind 20 knackjunge Labels.

DER STANDARD: Gibt es so etwas wie den typischen Modepalast-Aussteller?

Baumgartner: Mit 90 Ausstellern in Wien decken wir mittlerweile eine große Bandbreite ab. In Linz werden es 44 sein.

DER STANDARD: Den Modepalast gibt es nun erstmals in Linz. Wieso Linz?

Baumgartner: Wir wollten gern auf Frühlingstournee gehen. In Linz gibt's im Herbst einiges, aber nichts im Frühjahr. Eigentlich sind wir vom oberösterreichischen Kulturquartier eingeladen worden, quasi als Motor. Außerdem sind die Linzer sehr nett.

DER STANDARD: Wie entwickelt sich die Modeszene außerhalb von Wien?

Baumgartner: Nun, die ist schon sehr stark auf Wien konzentriert. In Graz gibt's noch das Assembly Festival, in Linz entsteht einiges. Auch in Salzburg wird's was geben. Abgesehen von einzelnen Veranstaltungen tut sich im Westen aber eher nichts. Es gibt keine Ausbildungen, keine Hochschulen, darum konzentriert sich alles sehr auf Wien.

DER STANDARD: Der Modepalast feiert seinen zehnten Geburtstag. Wie hat sich Wien modemäßig in dieser Zeit entwickelt?

Baumgartner: Die sogenannten Local Heroes sind salonfähig geworden. Zuvor war es so: Wenn man seine Mode nicht in Paris gezeigt hat, dann war man auch nichts wert. Heute ist man auch was wert, wenn man seinen eigenen Laden hat und von diesem auch leben kann. Ich denke bei dieser Entwicklung hat auch der Modepalast als Katalysator gute Dienste geleistet. Schauen Sie sich den 7. Bezirk an: Da ist heute alle paar Meter eine Boutique. Außerdem gibt es viel mehr Modemacher, die superprofessionell arbeiten.

DER STANDARD: Macht es Sinn, Wien modemäßig international zu vergleichen?

Baumgartner: Mit Berlin könnte man es vergleichen. Aber uns geht's besser, da die Kaufkraft eine stärkere ist. Ich glaub, man muss es aber nicht vergleichen.

DER STANDARD: Was ist langfristig, in den nächsten zehn, zwanzig Jahren drin?

Baumgartner: Viele Labels wagen den Schritt Richtung Ordermessen, das heißt, die Kollektionen werden am europäischen Markt zu kaufen sein. Somit werden die Namen bekannter. Wien wird aber nie zu einer internationalen Orderstadt werden. Dafür ist Wien von den Strukturen her zu klein.

DER STANDARD: Woran hapert's in Wien?

Baumgartner: Ich denke, die Szene ist eigentlich ziemlich zufrieden.

DER STANDARD: Was könnte besser sein?

Baumgartner: Wichtig wäre neben der Angewandten eine zweite Ausbildungsstätte im universitären Bereich. Dass der Bachelor-Lehrgang in Hetzendorf eingestellt wird, ist schlimm.

(Michael Hausenblas, Rondo, DER STANDARD, 30.03.2012)