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Es ist eben alles nur eine Frage der Perspektive.

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Es ist heute an der Zeit, über das Alter nachzudenken, und zwar nicht über das eigene, sondern über jenes einiger Protagonisten im Popgeschäft. Jugend sei im Pop eine starke Währung, stand im "Spiegel" der vergangenen Woche, vielleicht sogar die stärkste. Umrahmt wurde dieser Satz von einem Artikel über Madonna und ihre neue Platte und wie schwer es der Sängerin falle, alt zu werden.

Madonna ist nämlich 53. Sie ist vierfach alleinerziehende Mutter, hat zwei gescheiterte Ehen hinter sich, viele gebrochene Herzen und noch mehr unschöne Erinnerungen, und trotzdem hopst sie in "Give Me All Your Luvin'" in Hotpants und einem Leoparden-BH durch ihre aktuelle Single. Eine potenzielle Großmutter schaut anders aus, darin sind sich alle einig. Die Frage ist nur, wie? 

Come on and dance

Trägt sie statt High Heels selbst gestrickte Wollsocken und geflochtene Feldschuhe, statt knallenger Spitzenminis traditionelle Tracht und Kopftuch, wie die lebenslustigen Damen mit dem Mund voller Goldzähne, die für Russland am Eurovision Song Contest teilnehmen werden? "Come on and dance - Party for everyone", singen die sechs Damen aus der russischen Wolgarepublik Udmurtien. Das Durchschnittsalter der trällernden Babuschkas ist übrigens 75.

Als sie hörten, dass Großbritannien im Wettbewerb von dem doch schon recht betagten Engelbert Humperdink vertreten wird, kommentierten sie das mit den Worten: "So ein kleiner Junge." Was würden die Golden Girls wohl zu Madonna sagen? Vielleicht, dass man in ihrem Alter durchaus noch bauchfrei tragen dürfe? Es ist eben alles nur eine Frage der Perspektive. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 30.03.2012)