Sie sollten gewarnt sein. Was sich da im Internet zusammenbraut, könnte womöglich tektonische Verschiebungen in der politischen Landschaft auslösen und müsste eigentlich in den Zentralen der etablierten Parteien die Alarmglocken läuten lassen. Die bevorstehende Gründung der "Online Partei Österreichs" ist ein Anfang. Es gibt aber längst auch Bemühungen, die dutzenden "Wutbürger"-Plattformen und politischen Internetinitiativen, die allesamt die Forderung nach Reformen und mehr direkter Demokratie eint, zu einer neuen Partei zu formen.

Die Initiatoren sprechen von 15 bis 20 Prozent, die sie erreichen wollen, um das Parteiensystem wirklich erschüttern zu können. Auch wenn dies völlig illusorisch ist: Politikwissenschafter billigen ihnen zumindest ein hohes Potenzial zu. Den Parlamentsparteien geht die Revolutionsstimmung in der virtuellen Welt an der Hinterseite vorbei, auch weil sie - mit wenigen Ausnahmen - von der Macht der "social media" und von der Breitenwirkung von Internetplattformen keine Ahnung haben. Ihnen fehlt der Zugang. Und wenn sie einen suchen - Stichwort: Facebook-Freunde des Kanzlers - wird es peinlich. Die sich aufbauende "Internet-Revolte" könnte bei der Nationalratswahl 2013 jedenfalls einiges in Bewegung setzen. Sie könnte sich aber auch - weil sich die zahlreichen Interessen nicht auf einen Nenner bringen lassen - wieder im virtuellen Raum verlaufen. (Walter Müller, DER STANDARD, 24./25.3.2012)