Auf die Petition wurde Donnerstagvormittag vor einem H&M in der Kärtnerstraße aufmerksam gemacht.

Foto: dieStandard/hausbichler

Die Pappfiguren sollen jene Menschen symbolisieren, die unter schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten müssen.

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Wer Donnerstagvormittag zu H&M wollte, musste sich an einem großen Transparent mit der Aufschrift "Menschenwürdige Arbeit für menschenwürdiges Leben" vorbeischleusen. Dass die Kritik an Arbeitsbedingungen an den Textilriesen H&M adressiert war, ist den meisten nicht nur durch die unmissverständliche Positionierung der Aktion von Südwind und ÖGB klar. Denn die miserablen Arbeitsbedingungen von Zulieferfirmen großer Ketten wie H&M oder Zara sind längst kein Geheimnis mehr. Gesundheitsgefährdende Chemikalien,  Arbeit von Minderjährigen und kaum Pausen.

Die für Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen engagierte NGO Südwind hat sich mit dem Gewerkschaftsbund für eine Kampagne gegen diese Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern zusammengetan und startete am Donnerstag mit ihrer Aktion eine Unterschriften-Kampagne. Damit soll erreicht werden, dass die österreichische Regierung "grundlegende Rechte für die Beschäftigen sicherstellt", heißt es in einer gemeinsamen Aussendung von Südwind und ÖGB. Die Unterschriften sollen am Tag der Arbeit, dem 1. Mai, Sozialminister Hundsdorfer übergeben werden.  

2.400 Kollabierte

Die Berichte von Clean Clothes über die weltweiten Arbeitsverhältnisse in Textilfabriken werden in Österreich von Südwind und PRO-GE (Produktionsgewerkschaft) getragen und haben zuletzt vor allem kambodschanische Fabriken in den Blick genommen. 2.400 ArbeiterInnen sind dort in Textilfabriken seit Juni 2010 kollabiert. Kampagnenleiter Stefan Kerl (Südwind) kritisiert, dass Konzerne wie H&M dulden, dass die Zulieferbetriebe ihre ArbeiterInnen durch "lebensgefährliche Umstände und lange Arbeitszeiten" gefährden, so Kerl. Laut Südwind und ÖGB habe H&M nun angekündigt, sich um bessere Arbeitsbedingungen ihrer Zulieferer zu bemühen, ob das auch passiert, will Südwind künftig  "genau beobachten".

Für Gerald Kreuzer von PRO-GE geht es bei der Unterschriften-Aktion, die Teil des weltweiten Projektes "Menschenwürdige Arbeit für menschenwürdiges Leben" ist, auch um bewussteres einkaufen. "Was bei Eiern von glücklichen Hühnern schon selbstverständlich ist, soll auch beim Kauf von Textilien erreicht werden", so Kreuzer gegenüber dieStandard.at. Neben der Arbeit von Institutionen und Politik müssen auch die KonsumentInnen mit ins Boot geholt werden. Die Frage, ob sie ihren Protest an den Arbeitsverhältnissen der Zulieferbetriebe mit einem Kauf-Boykott Ausdruck verleihen sollten, verneint Kreuzer: "Das macht keinen Sinn, es gibt einfach noch nicht genug Anbieter, die Alternativen bieten." Stattdessen sollten sich die KäuferInnen im Geschäft informieren, wie die Lieferketten aussehen. Zwar nicht alle, doch viele seien mittlerweile durchaus bereit, ihren KundInnen darüber Auskunft zu geben, so Kreuzer.

Nur ein Beispiel

Obwohl die Aktion zum Petitionsauftakt vor einer H&M-Filiale stattfand, soll der  Konzern nicht im speziellen angegriffen werden, hält Kreuzer fest. H&M sei wie andere Ketten "ein global agierender Händler mit globalen Lieferketten", doch die Kampagne will die Aufmerksamkeit auf ein umfangreicheres Verständnis lenken, wie die Wirtschaft agiert. (red, dieStandard.at, 22.3.2012)