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Die Zusatzfunktion "Weltzeit" gilt in der Uhrenindustrie neben dem Chronografen inzwischen zu den praktikabelsten Komplikationen. Es wird viel gereist und transkontinental gearbeitet, also schadet es nicht, im Blick zu haben, wie spät es gerade zu Hause oder am nächsten Zielort ist. Natürlich lösen Computerchips und Apps solche Aufgaben mittlerweile völlig komplikationsfrei - in der Welt der Mikromechanik stellen derartige Indikationen jedoch eine große Herausforderung dar. In Sachen Zeitzonenanzeigen hat die Uhrenbranche 2012 gleich mehrere Neuvorstellungen zu bieten.

Die Zeit war reif

Im Falle von Rolex stellte sich die Uhrenszene die Frage, warum Rolex 2012 plötzlich eine Komplikation vorstellt. Die Erklärung fällt denkbar kurz aus: Die Zeit war reif. Außerdem hatte die Entwicklung einige Zeit in Anspruch genommen, weshalb die Uhr auch erst jetzt präsentiert wurde. Als fertig gilt bei Rolex nur, was hundertfach getestet wurde. Die Oyster Perpetual Sky-Dweller (in Everose-Gold mit Lederband um 30.940 Euro) erregte verständlicherweise großes Aufsehen, da Zusatzfunktionen bei Rolex bisher - abgesehen vom Chronografen - kein Thema waren. Nun gibt es zwei Komplikationen in einer Uhr: zweite Zeitzone plus Jahreskalender, realisiert mittels Rolex-eigenem Kaliber 9001.

Der Mechanismus ist ausgeklügelt, um nicht zu sagen "idiotensicher", denn das System schließt Benutzungsfehler grundsätzlich aus. Gerade bei Weltzeitindikationen ist das keine Selbstverständlichkeit. Manche Lösungen fordern die grauen Zellen des Uhrenträgers gehörig heraus. Bei Rolex sind in die Realisierung nicht weniger als 14 Patente involviert, fünf davon völlig neu - allen voran die Funktionsauswahl über die beidseitig drehbare Lünette (Ring Command). Einen GMT-Zeiger sucht man vergebens. Die zweite Zeitzone wird dezent über kleine Felder außerhalb der römischen Indizes angezeigt.

Benutzerfreundlichkeit

Wer die Abbildung von Referenzstädten bevorzugt, wird von Breitling zufriedengestellt. Der Weltzeitring des Transocean Chronograph Unitime (in Roségold ab 24.930 Euro) ist in sieben verschiedenen Sprachen erhältlich. Mit dem eigens für diese Komplikation entwickelten Kaliber 05 bewegt sich Breitling nur drei Jahre nach der Lancierung des ersten Manufakturkalibers sicher auf uhrmacherisch anspruchsvollem Terrain. Unter Berücksichtigung der Prämisse "design follows function" wurde viel Augenmerk auf Benutzerfreundlichkeit gelegt: Die Doppelscheibe der Transocean Chronograph Unitime zeigt die Zeit von 24 Zeitzonen simultan an.

Die von den zentralen Zeigern angezeigte Zeit entspricht der bei 12 Uhr positionierten Zeitzone. Auf der Städtelünette sind sogar Sommerzeitindikationen vermerkt. Dank des patentierten Mechanismus muss bei einem Zeitzonenwechsel lediglich die Krone herausgezogen und in Stundenschritten vor- oder zurückgedreht werden, um mit einer einzigen Manipulation Stundenzeiger, Städtering und 24-Stunden-Scheibe zu korrigieren. 

37 Zonen

Der Kalender springt automatisch vor oder zurück, auf das Lokalzeitdatum der entsprechenden Zeitzone. Währenddessen arbeiten Minuten- und Sekundenzeiger sowie laufende Zeitmessungen des Chronografen unbeeinträchtigt weiter. Dass man alles Dagewesene noch weit übertreffen kann, wenn man sich dafür nur lange genug Zeit nimmt, beweist Glashütte Original mit der Grande Cosmopolite Tourbillon. Nach sechs Jahren Entwicklungsarbeit präsentiert die Sächsische Manufaktur die weltweit erste mechanische Weltzeituhr, die auch halb- und viertelstündige Zeitzonen berücksichtigt. Derzeit sind dies 37 Zonen, die Indikation ist jedoch auf bis zu 96 Stellen erweiterbar. Sommerzeit (DST für "Daylight Saving Time") und Winterzeit (STD für "Standard Time") finden ebenso Berücksichtigung wie Reisen gegen die Zeit (ostwärts) und Reisen mit der Zeit (westwärts).

Die Anzeigen sind mit dem ewigen Kalender gekoppelt und werden von einem fliegenden Tourbillon gekrönt. Somit müssen mehr als 500 Werkkomponenten in dem entsprechend großformatigen Platingehäuse (ø 48 mm) Platz finden. Der auf 25 Stück limitierte mechanische Reisebegleiter mit Manufakturkaliber 89-01 kostet 325.000 Euro - dafür sind die imposante Schatulle samt integriertem Aufzugsautomaten inklusive. (Ines B. Kasparek, Rondo, DER STANDARD, 23.03.2012)