Berlin - Weichmacher und Flammschutzmittel können beim Menschen zu Fettleibigkeit und Diabetes führen, besagt eine Studie der britischen Umweltorganisation ChemTrust. Darin wurden die Folgen der Belastung durch synthetisch hergestellte Chemikalien untersucht. Weichmacher und Flammschutzmittel sind beispielsweise in Plastikspielzeug, Elektrogeräten, PVC-Böden und der Beschichtung von Konservendosen enthalten. Der Mensch nimmt diese Chemikalien über die Luft, Haut oder Nahrung auf.

Die von ChemTrust vorgelegte Literaturstudie, die fast 240 Untersuchungen zusammenfasse, zeige deutlich, dass zu den Ursachen von Übergewicht und Diabetes auch hormonelle Schadstoffe gehören, betonte Sarah Häuser, Chemie-Expertin des deutschen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), am Dienstag in Berlin. Bei Versuchstieren habe die Belastung mit Chemikalien wie Bisphenol A im Mutterleib zu einer späteren Gewichtszunahme und einer erhöhten Insulinresistenz geführt.

Damit bestehe die Gefahr, dass bei Menschen Diabetes ausgelöst werde, warnte Häuser. Die deutsche Regierung müsse dafür sorgen, dass die Chemikalien-Belastung vor allem von empfindlichen Menschen wie Kindern und schwangeren Frauen verringert werde. "Weichmacher und Bisphenol A müssen durch sichere Alternativen ersetzt werden", forderte Häuser.

Insbesondere Kinder schützen

Gilbert Schönfelder, Toxikologe an der Charite Berlin, erklärte, die Diabetes- und Fettleibigkeitsraten hätten weltweit epidemische Ausmaße angenommen. Als Ursachen würden bisher in erster Linie falsche Ernährung und Bewegungsmangel angenommen. "Neue Studien zeigen aber, dass die Belastung mit hormonellen Schadstoffen einen wichtigen und bisher unterschätzten Anteil daran haben könnte", erklärte Schönfelder. Deshalb müssten die Vorsorgemaßnahmen ausgebaut werden. Hormonell wirksame Chemikalien dürften vor allem nicht in die Körper von Kindern gelangen, aber auch nicht in die von Erwachsenen.

Bisher wurde das hormonell wirkende Bisphenol A vor allem für Unfruchtbarkeit, Schädigungen der Sexualentwicklung sowie Prostata- und Brustkrebs verantwortlich gemacht. Die umstrittene Chemikalie wirkt ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen und beeinflusst Fortpflanzung und Gehirnentwicklung. (APA, 20.3.2012)