Bikulturalität und eine Flucht vor dem eigenen Leben am Wurzenpass: Filmstill aus "Borderliner". 

Foto: Reichmann

Klagenfurt – Von Grenzen geht seit jeher eine Faszination aus, vor allem, wenn diese in den Herzen und Hirnen festgeschriebenen Limitationen auf einmal wie in Kärnten per europäisches Dekret gegenstandslos werden.

Der Nestroy-Preis-Träger Bernd Liepold-Mosser fand im Slowenische Kulturverband (SPZ) einen Partner, der mit dem Regisseur bereit war, grenzüberschreitenden Zugängen auf künstlerischer Ebene eine Chance zu geben. Gefördert vom Fonds für europäische territoriale Zusammenarbeit entstand ein rund 70-minütiger Episodenfilm, der auf sechs verwaisten Grenzstationen zwischen Österreich und Slowenien die Geschichte von Borderlinern erzählt.

Ein Mann schlägt sich auf der Flucht vor seinem eigenen Leben am Wurzenpass durch die Wälder, eine junge Frau erfährt im Zug von Bleiburg nach Ravne von ihrer ungeplanten Schwangerschaft, Hochzeitswütige streiten und Reisende kehren um.

Auch Regisseur Bernd Liepold-Mosser ist ein Grenzgänger und Vernetzer. Wie bei seiner preisgekrönten Adaption von Kafkas Amerika setzt er auch bei seinem neuesten Projekt musikalisch auf den Naked-Lunch-Frontman Oliver Wendter. Im Film, der bei den ersten Aufführungen mit künstlerischer Performance präsentiert wird, zeigen Schauspieler wie Katarina Hartmann, Magda Kropiunig, Aleskander Tolmaier und Mihi Kris tof, dass ihre Bikulturalität als Kärntner Slowenen sie sowohl sprachlich wie auch emotional befähigt, zumindest zwei Sichten auf die Welt auf grenzüberschreitende Bühnen zu bringen. (Sabina Zwitter, DER STANDARD, 21.3.2012)