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73,3 Prozent aller Kinderprodukte fallen in die Kategorie der "süßen und fettigen Snacks".

Foto: APA/Oliver Berg

Berlin - Speziell für Kinder hergestellte Lebensmittel leisten keinen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung, sondern öffnen eher der Fehlernährung Tür und Tor. Das geht aus einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Marktuntersuchung der Konsumentenschutzorganisation Foodwatch hervor, die dafür 1.514 Kinderlebensmittel unter die Lupe genommen hat.

Ausgewogene Ernährung praktisch unmöglich

Von April 2011 bis Jänner 2012 wurden im Rahmen der Aktion "Kinder kaufen" Lebensmittel untersucht, die sich gezielt an Kinder richten, indem sie etwa die Aufschrift "für kids" tragen, die Aufmerksamkeit mit Comic-Figuren oder Spielzeug-Beigaben auf sich lenken und Online-Spiele oder Tipps für Schulreferate anbieten.

Fazit des Berichts: Mit industriell hergestellten Kinderlebensmitteln ist eine ausgewogene Ernährung praktisch unmöglich. Es handelt sich dabei nämlich fast ausschließlich um Süßigkeiten und ungesunde Snacks.

73,3 Prozent in der Kategorie "süße und fettige Snacks"

Foodwatch bewertete die Produkte nach den Kategorien der Ernährungspyramide des vom deutschen Verbraucherministerium geförderten Vereins aid infodienst. Danach fallen fast drei Viertel aller Kinderprodukte (73,3 Prozent) in die Kategorie der "süßen und fettigen Snacks", von denen Kinder täglich nicht mehr als eine Hand voll essen sollten. Bei insgesamt 92 Produkten (sechs Prozent) handelt es sich vorwiegend um gezuckerte Milchprodukte.

Nur 12,4 Prozent der Erzeugnisse zählen zur Kategorie der Lebensmittel, die reichlich verzehrt werden sollen. Darunter fallen Obst in verarbeiteter Form wie Apfelmus und Trockenobst, Nudeln, Paradeissauce oder Fruchtsäfte und Saftmischungen.

"Die Industrie will Kinder so früh wie möglich auf ungesundes Junkfood programmieren", kritisierte Anne Markwardt von Foodwatch. Dafür gebe es "einen logischen Grund: Mit Obst und Gemüse lässt sich nur wenig Profit machen - mit Junkfood und Softdrinks schon mehr."

Falsche Versprechungen

Viele Unternehmen behaupteten zwar, einen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung von Kindern leisten zu wollen, hätten aber aus betriebswirtschaftlichen Gründen größtes Interesse daran, möglichst viele unausgewogene Produkte zu verkaufen. Die Gewinnmarge bei Obst und Gemüse liege unter fünf Prozent, Süßwaren, Softdrinks und Snacks brächten hingegen Umsatzrenditen von 15 Prozent und mehr.

"Die Lebensmittelindustrie stellt die Kinderernährung auf den Kopf", so Foodwatch. Das Angebot an speziellen Lebensmitteln entspreche ernährungsphysiologisch genau dem Gegenteil dessen, was Experten für eine ausgewogene Ernährung von Kindern empfehlen. (APA/red, derStandard.at, 13.3.2012)