Bild nicht mehr verfügbar.

Springerstiefel können nichts dafür. Da sie aber häufig von Neonazis getragen werden, sind sie zum Symbol für rechtsextreme Umtriebe geworden. Oberösterreich soll diesbezüglich eine Hochburg sein.

Foto: dapd

Linz - Bisher war sie vor allem im Internet präsent: die Heimatpartei Österreich (HPÖ). Vor rund drei Jahren wurde sie als Splittergruppe der Nationalen Volkspartei (NVP), deren Gründer Robert Faller, kürzlich - nicht rechtskräftig - verurteilt wurde, im Land Salzburg gegründet. Nun versucht man, in den Bundesländern Organisationen aufzubauen. Als erstes gelang dies in Oberösterreich. Dort tritt die HPÖ immer öfter auf. Am Samstag lädt man in Wels zum Infoabend über das Parteiprogramm "Volk und Heimat". Es ist der dritte Auftritt in Oberösterreich seit Herbst.

"Oberösterreich ist zweifelsohne eine Hochburg der Rechtsextremen", erzählt ein Kenner der Szene dem Standard. Gemessen an der Dichte der Szene könne man das Bundesland gleich hinter Wien und Wiener Neustadt und noch vor Graz reihen. Laut jüngstem Verfassungsschutzbericht stieg in Österreich die Zahl der Anzeigen mit rechtsextremen Hintergrund. Waren es 2009 noch 791, gab es 2010 bereits 1040.

Neue Gruppen

In den letzten Jahren entstanden in Linz, Wels, Marchtrenk, Freistadt, Ebensee, Offenhausen, Braunau und Ried rechtsextreme Gruppen und Treffpunkte.

Anfang 2003 wurde der Bund Freier Jugend (BFJ) als Jugendorganisation der Wiener Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP) gegründet. Anführer des BFJ war der damals bei Linz wohnhafte M., Treffen fanden in Marchtrenk statt. 2005 wurde der BFJ nach dem Verbotsgesetz angezeigt. 2007 kamen M. und zwei weitere in Haft, wurden aber 2008, wie auch ihr Mentor Horst L., freigesprochen. Der BFJ gilt seither als aufgelöst und verschwand aus dem Internet. Bei rechten Events trat man aber vereinzelt noch als Freier Kameradenkreis Linz auf. Zeitnah gründete Faller die NVP, der auch BFJ-Leute zuliefen.

Oberösterreichische Rechtsextreme störten wiederholt gewaltsam Gedenkfeiern für die Opfer der NS-Zeit. Sie haben Finanziers im AFP-Dunstkreis und unter Geschäftsleuten. So beherbergte etwa ein Unternehmer für Sanitäranlagen auf seinem Anwesen nahe Wels Treffen des BFJ.

Hitlers Vermächtnis

In Hitlers Geburtsstadt Braunau gibt es einen Laden für Kleidung mit rechtsextremen Symbolen. 2005 bis 2006 gab es den Braunauer Fußball-Fanclub Bulldogs, der durch Hitlergrüße in Mauthausen für Entsetzen sorgte. Eine weitere Gruppe, die Braunen Bierbüffel, verlor 2010 bei einem tödlichen Verkehrsunfall in Bayern ihren Führungskader. Die Gruppe Sturmführerkommando Braunau ist hingegen derzeit sehr aktiv.

In Wels existierte 2008 die Gruppe White Wolves ein halbes Jahr. Ein Sympathisant war Ludwig Reinthaler, der später die Initiative Die Bunten gründete. Eine längere Geschichte haben der 1963 gegründete Kulturverein Dichterstein Offenhausen und seine Treffen bei der "Dichtersteinanlage" bei Offenhausen. Bei den Treffen waren prominente Rechtsradikale wie Gerd Honsik und der ehemalige Mitstreiter Gottfried Küssels, Sebastian Müllegger. Der Verein wurde 1999 behördlich aufgelöst, was die FPÖ zu verhindern versuchte. Müllegger heißt heute Ortner und ist Clubchef der Linzer FPÖ. 2010 fand das letzte AFP-Treffen in Offenhausen statt. (Kerstin Scheller/Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 9.3.2012)