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Regisseur Peter Konwitschny, im wirklichen Leben selbst ein "skandalumwitterter" Interpret, hilft beim Grazer "Ring Award" mit, neue Operndeutungen zu küren.

Foto: APA
Graz - Die Erhitzung der Musikgemüter, sie ist doch nach wie vor am allerleichtesten durch Regiekühnheiten zu bewerkstelligen. Im Palast der Gefühle, auch Opernhaus genannt, wird dann heftig darüber gezankt, ob sich die Ideen des werkinterpretierenden Menschen nicht doch allzu weit vom Werk entfernt haben. Heilige Werktreue! Marcel Prawy forderte das Publikum auf, vor Gericht zu ziehen und das Eintrittsgeld einzuklagen, wenn es ihm doch zu viel an Regieideen waren.

Mitunter fliegt auch faules Gemüse auf die Bühne, Peter Konwitschny kann darüber berichten. Und wer weiß, was alles passieren wird, wenn sich Provokationsprofi Christoph Schlingensief 2004 in Bayreuth den Parsifal vornimmt. Dennoch. Da die aufgeführten Werke in der Regel selten neu sind, bleibt es nach wie vor der Regie vorbehalten, durch Interpretation für Newswert zu sorgen. Die Oper - ein offenes Kunstwerk. So macht es Sinn, einen Wettbewerb zu ersinnen, bei dem justament die subjektive Interpretation bewertet wird.

Der Grazer Ring Award ist so ein Wettbewerb. Er will explizit zeitgenössische Umsetzungen von Musiktheater fördern und dem Nachwuchs eine Karriereplattform bieten. Der Ring Award findet nach 1997 und 2000 nun zum dritten Mal statt. Teilnahmeberechtigt waren Regisseure und Ausstatter, die eine entsprechende Ausbildung nachweisen können "und noch an keiner größeren Bühne eine eigenständige Inszenierungsarbeit durchgeführt haben", heißt es in den Teilnahmebedingungen. Die Teilnehmenden sollen nicht älter sein als 35 Jahre.

Heuer stellte der Wettbewerb unter dem Titel Hoffmann.remixed die Aufgabe, Offenbachs fantasievolle Opernerzählung neu zu deuten. Teams bestehend aus Regisseur und Bühnenbildner unterziehen sich der Beurteilung durch Fachleute aus dem In- und Ausland wie Regisseur Peter Konwitschny. Es gibt auch eine separate Presse- und eine Intendantenjury, die jeweils eigene Preise verleihen.

Heute und morgen findet im Grazer Schauspielhaus das Finale dieses Wettbewerbs statt. Die Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit mit den Bühnen Graz und Graz 2003; die Preisgelder im Finale betragen insgesamt 34.000 Euro. Im Schauspielhaus zeigen drei Teams hintereinander ihre unterschiedlichen Inszenierungen des Antonia-Aktes aus Offenbachs Les contes d'Hoffmann. Im Anschluss an die letzte Vorstellung wird morgen der Ring Award verliehen.

Eines ist schon klar, die Jury wählte die folgenden drei Teams für das Finale im Grazer Schauspielhaus aus: Es sind dies Andreas Kilian und Tassilo Tesche, Leo Krischke und Sofia Mazzoni sowie Claudia Blersch und Giulio Bernardi. Insgesamt nahmen am Wettbewerb 174 Teams teil. Sie nahmen sich des dritten Aktes der Oper an, bei dem es um Antonia geht, die von ihrer Mutter die schöne Stimme und leider auch eine tödliche Krankheit geerbt hat.

Wenn sie sänge, würde sie dies umbringen. Hoffmann beschwört sie, nie wieder zu singen, doch ein gewisser Dr. Mirakel lässt Antonias Mutter erscheinen, die ihre Tochter auffordert, ihre Stimme zu erheben. Sterbend bricht das Mädchen zusammen. (DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.6.2003)