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Foto: Lukas Gansterer / http://lukasgansterer.blogspot.com/

Ob auf mädchen.de oder stylefruits.de: Es gibt eine Frage, die in Internetforen derzeit besonders gern und häufig gestellt wird: "Wie trage ich bunte Hosen", lautet sie, oder auch "Welche Farbe findet ihr am besten?" Die Antworten lauten in den meisten Fällen gleich oder ganz ähnlich und laufen darauf hinaus, dass man bei der Farbwahl von Hosen derzeit kaum etwas falsch machen kann (aber durchaus in der Kombination mit anderen Farben), dass farbige Hosen am besten knöchelkurz und mit engem Bein geschnitten sind (längere krempelt man rauf) und dass man sie am besten mit Bootsschuhen, Sneakers oder Brogues mit Plateausohlen (und dazu keine oder bunte Socken) kombinieren sollte. So weit die Theorie. In der Praxis schaut die Sache etwas komplizierter aus. Aus dem einfachen Grund, weil derzeit fast jedes Label bunte Jeans, Chinos oder Cordhosen im Angebot hat. Von pistaziengrün bis feuerrot, von Karotte bis Baggy hat der Markt alles zu bieten - und das nicht erst seit dieser Saison.

Der Siegeszug der farbigen Hosen kündigte sich über einen längeren Zeitraum an - und wird wohl nicht so schnell zu Ende sein. Rund sieben Jahre, behauptet die Pariser Trendforscherin Li Edelkoort, halte sich erfahrungsgemäß ein Trend. Erst tauche er in irgendwelchen Clubs auf, dann schwappe er auf die Laufstege, und schließlich wird er von den großen Modeanbietern in einen tragbaren Look übersetzt. Diesen Moment hat die farbige Hose bereits hinter sich - auch wenn sie in Österreich noch kaum im Alltag angekommen ist. 

Aristos und Großgrundbesitzer

Anders zum Beispiel in Großbritannien, wo farbige Hosen traditionell gerne von Aristos und Großgrundbesitzern getragen wurden - um sich von den erdfarbenen Hosen der Arbeiter zu unterscheiden. Die jetzige Farbinjektion geht allerdings von den Städten aus und hat wohl mehr mit der Renaissance des sogenannten Preppy-Looks, also des distinguierten Stils der Schüler Neuenglands, zu tun als mit den weiten, ausgewaschenen roten Cordhosen gräflicher Herrschaften.

An den Küsten Neuenglands herrscht traditionell ein gelösteres Verhältnis zu Farben, die Nantucket Reds kommen von dort, hier liegt Ralph Laurens ästhetische Heimat. Hier werden auch gerne Chinos getragen. Sie teilen mit den lange als bieder geltenden Cordhosen ein ähnliches Schicksal: Seitdem es sie in Blassminze wie Veilchenviolett gibt, werden sie wieder als cool angesehen. So schnell kann es gehen. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/09/03/2012)