Moskau - Vor der russischen Präsidentenwahl an diesem Sonntag haben internationale Bürgerrechtsorganisationen erheblichen Druck auf die unabhängige Presse beklagt. "Der Kreml versucht offenbar, die prominentesten kritischen Medien zu schwächen", sagte die Vorstandssprecherin von Reporter ohne Grenzen, Astrid Frohloff, einer Mitteilung vom Donnerstag zufolge.

Als Beispiele nannte sie das jüngste Vorgehen der Behörden gegen den Radiosender Echo Moskwy und die von Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow mit herausgegebene Zeitung "Nowaja Gaseta". "Die internationale Gemeinschaft darf nicht hinnehmen, dass unabhängige Journalisten erneut mundtot gemacht werden wie während der Parlamentswahl Anfang Dezember", forderte Frohloff.

Auch die Organisation Human Rights Watch (HRW) prangerte an, die Behörden wollten Kritiker einschüchtern. "Trotz positiver Entwicklungen ist das Klima für die Zivilgesellschaft so feindselig wie gehabt", sagte der HRW-Direktor für Europa und Zentralasien, Hugh Williamson, einer Mitteilung zufolge.

Zuletzt hatten die Behörden das Privatkonto des Miteigentümers der "Nowaja Gaseta" eingefroren, über das er die Zeitung finanziert. Wenige Tage zuvor hatte der staatlich kontrollierte Mehrheitsaktionär von Echo Moskwy unter anderem Chefredakteur Alexej Wenediktow aus dem Aufsichtsrat entlassen. "Kritische Stimmen sollen so langfristig zum Schweigen gebracht werden", sagte Frohloff. Reporter ohne Grenzen nennt den Regierungschef und Präsidentschaftskandidaten Wladimir Putin, der sich bei der Abstimmung wieder in den Kreml wählen lassen will, einen "Feind der Pressefreiheit". (APA)