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Die Griechen denken derweil nicht an die CDS, sondern an nationale Sparvorhaben. So stehen am Donnerstag wieder die öffentlichen Verkehrsmittel in Athen still - es wird 24 Stunden lang gestreikt.

Foto: Reuters/John Kolesidis

London - Viele Investoren haben sich verspekuliert: Sie werden für ihre Verluste bei einem Schuldenschnitt in Griechenland vorerst doch nicht entschädigt. Der Internationale Derivateverband (ISDA) entschied am Donnerstag in London, dass der Verzicht privater Gläubiger, auf den sich die Regierung mit Bankenvertretern geeinigt hat, kein Kreditereignis darstellt. Damit werden Kreditausfallversicherungen, besser bekannt als Credit Default Swaps (CDS), auf griechische Staatsanleihen nicht fällig. Zumindest vorläufig nicht.

Das Komitee habe sich zwar einstimmig dafür entschieden, den Haircut nicht als Kreditereignis einzustufen. Die Sonderstellung der Europäischen Zentralbank (EZB) reiche nicht aus, um die CDS auszulösen. Allerdings könne man nicht abschätzen, welche Fakten zukünftig noch ans Licht kommen, die die Einschätzung ändern könnten. Die Entscheidung der ISDA im Wortlaut gibt es hier.

Markt-Schock

Wegen der negativen Erfahrungen während der jüngsten großen Finanzkrise mit verbrieften Papieren auf Basis der Kreditausfallversicherungen ist die Entscheidung auf den Finanzmärkten mit Spannung erwartet worden (Nachlese: Explosive Geschäfte mit dem Kreditausfall). Eine Auszahlung der CDS könnte nach Ansicht von Experten - wie nach der Lehman-Pleite 2008 erlebt - unvorhersehbare Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten auslösen. Griechenlands Regierung hatte den Privatgläubigern am vergangenen Freitag das Angebot für einen Anleihentausch vorgelegt. In diesem Rahmen sollen Banken, Versicherungen und Hedgefonds auf insgesamt 100 Mrd. Euro ihrer Forderungen verzichten. Sie müssen bis Ende nächster Woche entscheiden, ob sie das Angebot annehmen.

Die ISDA ist ein Branchenverband, in dem sowohl Investoren als auch Emittenten organisiert sind. Sie stellte nun fest, dass aus dem Anleihentausch, durch den die EZB von einem möglicherweise erzwungenen Forderungsverzicht verschont bleiben würde, sich kein sogenanntes Kreditereignis ergebe, also damit die CDS nicht fällig werden. Es geht um Papiere im Nettowert von 3,25 Mrd. Euro. Die 15 in dem Branchenverband vertretenen Banken trafen die Entscheidung einstimmig. Die Situation könnte sich jedoch ändern, falls Griechenland seine Investoren tatsächlich zum Schuldenschnitt zwingt.

Sonderregelung

Um sich vor einem zwangsweisen Schuldenschnitt zu schützen, erhalten die Notenbanken der Eurozone neue Anleihen mit geänderten Wertpapierkennnummern. Dadurch werden sie quasi in den Status vorrangiger Gläubiger gegenüber privaten Investoren erhoben, was allerdings umstritten ist. Die ISDA hatte zu entscheiden, ob dies ausreicht, um CDS fällig werden zu lassen.

Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte auf den ausgehandelten Schuldenschnitt mit einer erneuten Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands reagiert. Sie senkte am Montagabend die schon mangelhafte Note CC auf das Niveau eines teilweisen Zahlungsausfalls ("Selective Default") mit möglicherweise negativen Auswirkungen auf das Finanzsystem. (APA/Reuters)