Nvidia will mit einer neuen Chip-Erfindung den boomenden Markt der Smartphones und Tablets aufrollen und künftig eine eigene Produktion betreiben. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona sind erste Smartphones mit dem neuen Mobil-Chip Tegra 3 des Grafik-Spezialisten zu sehen, darunter HTCs Flaggschiff HTC One X. Die Chips können mit ihrem Design mehr Leistung bei weniger Stromverbrauch bieten. "Die Wettbewerber positionieren sich jetzt schon gegen den Tegra 3", sagte Nvidia-Europachef Bernhard Gleissner der dpa am Mittwoch.

"Wir nennen das "4 plus 1"

Der Tegra 3 ist einer der ersten Vier-Kerne-Prozessoren, die in Smartphones verbaut werden. Das besondere daran ist, dass ein weiterer Chip-Kern das Vierergespann unterstützt und zum Beispiel einfache Arbeiten übernimmt, die regelmäßig im Hintergrund laufen. "Wir nennen das "4 plus 1"", sagte Gleissner. Damit werden die restlichen Kerne entlastet, und der Chipsatz benötigt weniger Energie.

"Wir haben Architekturlizenzen von ARM gekauft und werden in den nächsten Jahren weitere eigene Chipsysteme (System on a Chip, SoC) entwickeln, die kein Wettbewerber hat", sagte Gleissner. Zudem profitiere Nvidia von dem Know-how der vor einigen Jahren übernommenen Firma Portal Player, die Erfahrungen bei der Entwicklung von ARM-Chips im Milliwatt-Bereich eingebracht habe. Nvidia will künftig neue Chipentwicklungen selber produzieren. Spätestens ab 2014 werde das Unternehmen mit einer eigenen Chip-Architektur auf den Markt kommen, kündigte Gleissner an.

Energieverbrauch drastisch

Bei den neuen Tegra-3-Prozessoren helfen neue Features, den Energieverbrauch drastisch zu drosseln. So werde durch die "Prism"-Technologie, die den Bildaufbau im Display intelligent berechne, ein großer Teil der Hintergrundbeleuchtung überflüssig. Dies spare bis zu 40 Prozent beim Stromverbrauch. Zugleich werde mit der "Direct Touch"-Technologie der Bildaufbau bis zum sechsfachen beschleunigt, indem bestimmte Aufgaben nun einem stromsparenden Chip zugeordnet würden, erklärte Gleissner.

Nvidia hatte zuletzt unter dem schwachen PC-Markt gelitten und deutliche Umsatzeinbußen verzeichnet. Ein großer Faktor sei die Festplatten-Knappheit nach den Flutkatastrophen in Thailand gewesen, sagte Gleissner. Der PC-Markt werde aber voraussichtlich weiter kaum wachsen. Wie sich die Tablets im Markt positionieren werden, hänge nun stark von Microsofts Windows 8 ab. Das neue Betriebssystem sei besonders wichtig, da es erstmals auch auf ARM-Prozessoren läuft, sagte Gleissner. "Das ist eine gute Strategie." Microsofts Betriebssysteme bauten bisher traditionell auf Intels x86-Chip-Architektur auf.

Microsoft wird nach Einschätzung von Gleissner gute Chancen haben, sich im mobilen Markt zu positionieren. "Microsoft hat gerade noch rechtzeitig die Handbremse gelöst." Neben Apple und Google sei noch genug Platz für einen Dritten im Tablet-Markt. "Und Microsoft hat dafür die "Killer-App": Das Office-Paket." (APA)