Weitläufige, weltmännische Umgebung, straffweiche, sich dem Körper andienende Lederfauteuils und ein Antritt, der dich tief in dieselben drückt: Wo sind wir denn? In einem Opel. Nicht zu fassen, wie sich die einstige Biedermarke zu einem Hersteller mondäner Schlitten emporschwingt.
In der bürgerlichen Liga halten wir (den OPC einmal ausgeklammert) bei aktuell 195 PS aus einem BiTurbo-Dieselmotor in der gekonnten und oft verlangten Verkleidung des Insignia. Auch chronische Opel-Verweigerer sollen sich dazu hinreißen lassen, ihn als gelungenes Auto zu dulden. Muskulös, ohne grell aufzutrumpfen. Gediegen mit einem Spritzer Jugendlichkeit. Sportlich in klassischem Flanell.
Viele werden sich den BiTurbo dennoch nicht leisten, obwohl er in üppiger Ausstattung gescheiteste Technik aufwartet. Und trotz stets präsenter Leistung mit dem Doppelturbo-Prinzip (kleiner Turbo für niedrige Drehzahlen, großer Turbo und beide für vollen Boost) zu sparen versteht. Mehr als sieben bis acht Liter auf 100 Kilometer wird man nicht verheizen, auch wenn man das Potenzial, das ihm innewohnt, öfter abruft als Mitfahrern lieb ist. Sensibel übernimmt das adaptive FlexRide-Fahrwerk die Befehle von der Brücke, ob es sich um Beschleunigung, Richtungsänderung oder Verzögerung handelt.
Steigern lässt sich die dynamische Fortbewegung, wenn man die hochtalentierten HiPer-StrutFederbeine wählt, die als Teil des SuperSport-Chassis sonst nur die OPC-Modelle, also die wirklich schnellen Opel, bedienen. Auf Wunsch macht sich auch ein 4x4-Antrieb zu schaffen, der wohl etwas Gewicht mitbringt, aber auch Präzision, und dabei reden wir nicht nur von Schneefahrbahnen.
Die vielen Knöpfe auf der Mittelkonsole weisen auf die füllige Ausstattung und einen Haufen von Assistenzsystemen hin, mit denen der BiTurbo hart an die Oberklasse aufläuft. Ein radargestützter Tempomat hält jedoch sicheren Abstand. Und wenn man dem Vordermann doch zu nahe kommen sollte, greifen hintereinander Warnungen und automatische Notbremsungen ein.
Mit dem BiTurbo formuliert Opel eine günstigere Alternative in der von schnellen Audi, Mercedes und BMW dominierten gehobenen Mittelklasse. (Andreas Hochstöger/DER STANDARD/Automobil/24.2.2012)
Link: Opel