Wien - Einmal aufgetretene Schäden an den Gelenken können nicht mehr ausheilen. Gerade deshalb ist eine möglichst frühe und wirkungsvolle Behandlung der Rheumatoiden Arthritis (chronische Polyarthritis, "Gelenksrheuma") absolut wichtig. Das Ziel solle eine Remission der Erkrankung sein, betonten Experten bei der Vorstellung einer neuen Leitlinie der Initiative "Arznei und Vernunft" in Wien.

"Die Rheumatoide Arthritis ist keine seltene Erkrankung. Sie ist die häufigste chronisch entzündliche Gelenkserkrankung. Wenn man Zahlen aus dem Ausland extrapoliert, liegt die Häufigkeit in Österreich bei 0,4 bis einem Prozent der Bevölkerung", sagte Jochen Zwerina (1. Medizinische Abteilung am Wiener Hanuschkrankenhaus).

Schäden an Knochen und Knorpeln verhindern

Das Problem, so der Experte: "Gerade am Anfang der Erkrankung ist sie schwierig zu diagnostizieren. Wir wollen aber die strukturellen Schäden an Knochen und Knorpeln verhindern. Nach 15 Jahren hat fast jeder Patient schon eine orthopädische Operation hinter sich." Im Rahmen der chronisch entzündlichen Erkrankung kommt es zu einer fortschreitenden Zerstörung der betroffenen Gelenke, Invalidität und auch eine erhöhte Gesamtmortalität sind die möglichen Folgen.

In den vergangenen Jahren haben sich die Behandlungsmöglichkeiten deutlich verbessert. Wirken die herkömmlichen Basistherapeutika - Methotrexat, Leflunomid oder Sulfasalazin - nicht ausreichend, werden sie mit Biotech-Medikamenten wie monoklonalen Antikörpern oder Fusionsproteinen kombiniert, welche direkt die entzündungsfördernden körpereigenen Immunbotenstoffe blockieren. Damit gelingt es bei vielen Patienten, die Krankheit buchstäblich abzudrehen und weitere Schäden zu verhindern. Das Ziel: Die Remission der Erkrankung mit weniger als einem geschwollenen und/oder schmerzhaften Gelenk, minimalen Entzündungswerten laut Blutuntersuchung und einem guten Gesamtzustand. Alle drei bis sechs Monate sollte auf jeden Fall der Status des Patienten überprüft und die Therapie notfalls angepasst werden.

Diagnose- und Behandlungsleitlinie

Manfred Herold, Rheumatologe an der MedUni Innsbruck: "Jeder Tag, mit dem man mit der Therapie später beginnt, ist ein verlorener Tag. Ein Patient, bei dem auch nur ein Gelenk bereits zerstört ist, wird immer Schmerzen haben." Im Rahmen der Initiative "Arznei und Vernunft" von Pharmawirtschaft, Sozialversicherung sowie Ärzte- und Apothekerkammer hat ein aus 37 Experten bestehendes Gremium eine umfassende Diagnose- und Behandlungsleitlinie mit Handlungsanleitungen erstellt. Schon in nächster Zukunft wird es auch Informationsbroschüren für die Betroffenen in den Apotheken geben. (APA)