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Kiew - Aus Protest gegen erhöhte Hotelpreise während der Fußball-Europameisterschaft im Juni in ihrem Land wollen ukrainische Fans Reisenden Gratisübernachtungen anbieten. Das teilte eine Aktionsgruppe am Dienstag im EM-Spielort Charkiw mit. "Wir sind eine gastfreundliche Nation und möchten nicht, dass bei den Besuchern der EURO ein falscher Eindruck entsteht", sagte der Sprecher des Bündnisses, Iwan Wartschenko.

Unter dem Motto "Welcome to Ukraine!" seien Gratisunterkünfte auch in den drei anderen ukrainischen Austragungsorten Kiew, Donezk und Lwiw (Lemberg) geplant, sagte Wartschenko. Die EM-Touristen sollen im Gästezimmer oder auf dem Sofa in den Wohnungen ukrainischer Fans untergebracht werden.

100 Tage vor Turnier-Beginn hatten örtliche Medien über explodierende Preise während der Endrunde berichtet, die die Ukraine mit Polen veranstaltet. Demnach sollen in Charkiw Appartements, die sonst 50 Euro kosten, für rund 2.000 Euro pro Nacht erhältlich sein.

Auch die UEFA hatte bereits am Montag die teilweise völlig überzogenen Preise für Unterkünfte in der Ukraine scharf kritisiert. Schon ein Zeltplatz in Kiew kostet 40 Euro pro Nacht - so viel wie eine günstige Unterkunft in Warschau. Angeblich wird der Durchschnittspreis während der EM-Endrunde in Kiew bei etwa 250 Euro liegen - in Warschau sollen es etwa 110 Euro sein. UEFA-Direktor Martin Kallen  bat darum, zur Vernunft zu kommen. 

Doch bereits die Anreise zu den Matches in der Ukraine könnte zu einem Abenteuer werden. Die Spiele in Lwiw nahe der polnischen Grenze sind noch einigermaßen gut erreichbar - wenn am Grenzübergang Medyka die Abfertigung zügig vonstatten geht. An der EU-Außen- und Schengen-Grenze könnte es ansonsten zu stundenlangen Wartezeiten kommen. Bedenken gibt es auch, ob die neu gebauten oder erweiterten Flughäfen in Kiew (wo das Finale ausgetragen wird), Lwiw, Charkow und Donezk den erwarteten Passieransturm problemlos bewältigen können. Ende März, Anfang April sollen alle den Betrieb aufgenommen haben.

Allein für das Gruppenspiel zwischen Frankreich und England am 11. Juni werden in Kiew etwa 26.000 Anhänger der Engländer und weitere 11.000 Anhänger der Franzosen erwartet, wie der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident Boris Kolesnikow bestätigte: "Das wird eine große Herausforderung für unser Transportsystem." Kolesnikow versicherte jedoch, "dass wir in der Lage sein werden, alle Probleme während dieser Veranstaltung lösen zu können."

Die Straßenverbindungen nach Polen sollen "im April, spätestens im Mai" nutzbar sein, beteuert er, und auch die Fernstraße von Kiew ins 700 Kilometer entfernte Donezk ist angeblich bald durchgehend befahrbar. Darüber hinaus soll es 17 Schnellzug-Verbindungen täglich zwischen den beiden Ländern geben. (APA/sid/red)