Der internationale Drogenhandel verlegt seine illegalen Geschäfte zunehmend auf soziale Netzwerke. Zu diesem Schluss kam am Dienstag der Präsident des Drogen-Kontrollrats der Vereinten Nationen (INCB), Hamid Ghodse, im Rahmen der Präsentation des Jahresberichts 2011 in Wien. In diesem wird vor "illegalen Internetapotheken" gewarnt, die zu Online-Käufen von Suchtmitteln animieren sollen.

Kontrollen

Ghodse wies auf eine weitere gefährliche Entwicklung hin: Weltweit organisierte Drogenbanden würden immer häufiger chemische Suchtmittel aus nicht verbotenen Bestandteilen herstellen. Der INCB-Präsident forderte von den Regierungen deshalb den Erlass entsprechender Verbote und verstärkter Kontrollen. Ein Großteil der beschlagnahmten Drogen stammten aus China, Polen, den USA und vor allem aus Indien.

Laut INCB seien zum Teil synthetisch hergestellte und dadurch meist deutlich billigere Designerdrogen verstärkt am Vormarsch. Bestes Beispiel dafür seien die USA, wo Heroin zuerst von Crack und dieses schließlich von "Chrystal Meth" (Methamphetamin) abgelöst worden ist.

Herausforderung

Besonders Jugendlichen in gesellschaftlichen Randgruppen müsste geholfen werden, heißt es im INCB-Jahresbericht. Drogenmissbrauch und Drogenhandel gehörten in sozial benachteiligten Schichten ebenso zum Alltag wie Gewalt, Korruption, Arbeitslosigkeit und Krankheiten. "Es wird zwar eine Herausforderung sein, den Bedürfnissen jener Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden, die Konsequenzen eines Fehlschlags sind jedoch zu hoch für die Gesellschaft und müssen unter allen Umständen vermieden werden", betonte Ghodse.

Deutlich zugenommen habe auch der illegale Hanf-Anbau in West- und Mitteleuropa. Hanf werde zunehmend auf industriellem Niveau kultiviert, hauptsächlich im Indoor-Anbau. Überdies gilt Europa als zweitgrößter Kokainmarkt der Welt. Die Menge des von Zollbehörden konfiszierten Kokains in Osteuropa sei dramatisch angestiegen. (APA)