Linz - Das Stiftsinternat in Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf) in Oberösterreich lässt seinen Betrieb auslaufen. Das bestätigte Direktor Wolfgang Leberbauer am Dienstag. Einen Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen das Kloster gebe es nicht, betonte er. Vielmehr würden wirtschaftliche Überlegungen dahinterstehen. Mit dem Konvikt, das derzeit noch zwölf Schüler besuchen, schließt das letzte Internat in einem oberösterreichischen Stiftsgymnasium seine Pforten.

Schüler können Internat beenden

Die jüngsten Internats-Zöglinge besuchen derzeit die dritte Klasse. Sie können ihre Schulzeit im Internat noch beenden. Wie lange es dauern wird, bis der Betrieb ausläuft, hänge davon ab, welche weitere Schullaufbahn sie einschlagen werden bzw. wie lange sie im Konvikt bleiben wollen, so der Direktor. Es gebe allerdings in der Schule - wie in vielen andern Gymnasien auch - eine reguläre Tagesbetreuung, die weitergeführt werde.

Verfahren bisher eingestellt

Gegen mehrere Patres des Stiftes waren vor rund zwei Jahren Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe aufgetaucht. Sie reichen in die 1980er bzw. 1990er Jahre zurück. Abt Ambros Ebhart enthob daraufhin fünf Ordensleute ihrer Ämter. Er entschuldigte sich bei den Opfern, von denen sich 45 bei der Diözesanen Kommission gegen Missbrauch und Gewalt meldeten. Das Stift zahlte Entschädigungen und bemühte sich um Aufklärung bzw. die Aufarbeitung der Geschehnisse. Elf Verfahren wurden von der Staatsanwaltschaft eröffnet, alle bis auf eines aber wieder eingestellt, da die Vorwürfe strafrechtlich nicht relevant oder verjährt waren. Im letzten Fall steht noch ein Sachverständigen-Gutachten aus. Wenn die Expertise vorliegt, wird die Staatsanwaltschaft Steyr entscheiden, ob Anklage erhoben wird. (APA)