Sanfter Tourismus und nachhaltiges Wirtschaften - dafür steht das Kärntner Lesachtal, eines der letzten noch unberührten Alpentäler. Jetzt ist dieses Naturkleinod in Gefahr. Neun Bauern vom Lesachtaler Verein zur Nutzung erneuerbarer Energie wollen am Niedergailbach ein Kleinkraftwerk errichten.

Die wasserrechtliche Genehmigung vom "Lebensministerium" - so nennt sich jetzt das Land- und Forstwirtschaftsministerium - haben sie bereits. Die großen Naturschutzorganisationen - Alpenverein, Naturschutzbund, Naturfreunde und WWF - wollen aber den Kraftwerksbau verhindern.

"Das wäre eine Katastrophe"

Die betroffene Niedergail - sie gehört zu den letzten zehn Prozent unverbauter alpiner Gewässer - würde durch die Ableitung des Wassers großteils austrocknen, sagen die Kritiker. Auch eine Hochspannungsleitung durch das Tal sei geplant, zumal auch der Verbund Abnehmer des Stromes sein werde. Die Naturschützer befürchten aber noch Schlimmeres: "Ist erst einmal ein Kraftwerk errichtet, werden drei weitere folgen. Das wäre eine Katastrophe."

Jetzt ist die zuständige Bezirkshauptmannschaft am Zug. Erteilt auch sie eine Bewilligung, will der Kärntner Naturschutzbeirat Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof einbringen und die EU einschalten. Denn die Obere Gail und ihre Zuflüsse stehen als "natura 2000"-Gebiet unter strengem Schutz. (stein/DER STANDARD; Printausgabe, 13.6.2003)