Bild nicht mehr verfügbar.

Demonstrative Eintracht: In Salzburg lebende Chinesinnen und Chinesen und eine lokale Volksmusikgruppe erwarten in St. Gilgen Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao (November 2011).

Foto: EPA/Gindl

Botschafterin Irene Giner-Reichl: "Kulturell werden wir sehr stark wahrgenommen."

Foto: Standard/Erling

Die Beziehungen zur aufstrebenden Weltmacht China sind für Österreichs Diplomatie ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt. Nach 40 Jahren diplomatischer Beziehungen ist Wien in Peking erstmals durch eine Frau vertreten. Johnny Erling berichtet.

Das Erste, was Österreichs neue Botschafterin Irene Giner-Reichl änderte, war das Arrangement auf dem Schreibtisch ihres Pekinger Büros. Seit sie eingezogen ist, stehen Blumen darauf, auch als Zeichen, dass eine Frau in Peking die diplomatischen Geschäfte Österreichs in der chinesischen Hauptstadt führt. Giner-Reichls allererster Besuch in Peking 1995 hatte auch mit dem Thema Gleichberechtigung zu tun. Die damalige Wiener Ministerialbeamtin wurde Vorsitzende einer der beiden Verhandlungsgruppen auf der von der Uno in Peking einberufenen Weltfrauenkonferenz.

17 Jahre später sei zur Stellung der Frau weltweit " normativ nur wenig geschehen, was über die damals schon weitgehenden Forderungen des Pekinger Aktionsprogramms hinausgeht". Chinas Hauptstadt dagegen verwandelte sich in der gleichen Zeit in gigantischer Weise, ebenso wie das ganze Land. Das ist auch die Hauptaufgabe für die Botschafterin. Sie will Österreichs Beziehungen zur aufsteigenden Weltmacht mitgestalten, zugleich auch zum riesigen Nachbarstaat Mongolei, wo sie am 20. März in Ulan Bator ihr Agreement erhält. Internationale Erfahrung bringt die einstige Botschafterin bei der Uno in Wien auch aus mehreren USA-Einsätzen mit. In New York diskutierte sie schon 1985, als sie für Österreichs Informationsdienst arbeitete, hitzig über die Frage, wie sich das Image Österreichs anders als nur über "Sound of Music" vermarkten lasse. Heute geht sie gelassen mit der gleichen Debatte in China um: "Es hat sein Gutes, wenn wir kulturell als sehr stark wahrgenommen werden." Andere würden Österreich beneiden um diese "Soft Power, die wir als Entree und Sprungbrett nutzen können, um unsere Ziele zu erreichen".

Nachhaltige Umweltpolitik

Aus ihrer früheren Tätigkeit bringe sie Erfahrungen mit, wo die "Schnittstellen zu einer nachhaltigen Entwicklungs- und Umweltpolitik" liegen. Solche Fragen stünden aktuell auf Pekings Tagesordnung für den neuen Fünfjahresplan. Sie passten auch zum UN-Jahr 2012 mit dem Motto "Nachhaltige Energie für alle".

Österreichs Unternehmen punkten in China mit moderner Kraftwerkstechnik, Energieeffizienz, Emissionsminderung oder mit technologischen Lösungen zur Urbanisierung vom Verkehr bis zur Entsorgung. "Ich brauche da nicht bei null anzufangen."

Selbst ihre Hobbys kann die passionierte Bergwanderin, Reiterin und Skifahrerin mit ihrem Job als Botschafterin verbinden und mit ihrem Mann Reinhard Giner praktizieren. China und sein aufstrebender Mittelstand haben "ein enormes Potenzial für die Entwicklung des Sommer- und Wintertourismus". Da könne Österreich viel beisteuern. (DER STANDARD Printausgabe, 28.2.2012)