Kabul - Nach den gewaltsamen Protesten gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben durch US-Soldaten in Afghanistan haben die Vereinten Nationen am Montag ihr internationales Personal aus ihrem Stützpunkt in der nördlichen Provinz Kunduz abgezogen. Wie die UNO-Mission in Afghanistan (UNAMA) weiter mitteilte, soll das Personal vorübergehend an einen anderen Standort innerhalb Afghanistans verlegt werden.

Zusätzliche Maßnahmen sollten dafür sorgen, dass das UNO-Büro "in Sicherheit weiterarbeiten könne", hieß es. Das UNAMA-Büro in Kunduz werde sich weiter um die Menschen in der Region kümmern, die dies am meisten benötigten. Am Samstag hatten tausende aufgebrachte Demonstranten versucht, den Komplex in Kunduz zu stürmen. Die Polizei schoss zunächst in die Luft, dann in die Menge. Fünf Menschen wurden getötet.

Nach der Tötung von zwei US-Militärberatern im Kabuler Innenministerium durch einen mutmaßlichen afghanischen Kollegen hatte am Wochenende bereits die NATO sämtliche Mitarbeiter aus den afghanischen Ministerien abgezogen. Auch Deutschland und Frankreich ordneten den Abzug ihrer Mitarbeiter aus afghanischen Behörden an.

In Afghanistan gehen seit Dienstag vergangener Woche wütende Demonstranten auf die Straße, nachdem bekanntgeworden war, dass Soldaten auf dem US-Stützpunkt Bagram Exemplare des Koran verbrannt hatten. Bei den Protesten starben bislang mindestens 30 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. US-Präsident Barack Obama entschuldigte sich am Donnerstag bei Afghanistans Staatschef Hamid Karzai für die Koran-Verbrennung. (APA/AFP)