In Österreich gibt es - wie hier in Wien - über tausend Wachkomapatienten, in den Niederlanden wenige Dutzend. Der Unfall von Prinz Friso rückt dort das Thema wieder in den Fokus.

Foto: Heribert Corn

Den Haag / Innsbruck - Der Skiunfall des niederländischen Prinzen Johan Friso in Vorarlberg rückt in den Niederlanden ein umstrittenes Thema wieder in die Schlagzeilen: die Sterbehilfe. Für Brisanz sorgt die Tatsache, dass ab Donnerstag mobile Teams einer Sterbehilfeorganisation auf Anforderung in die Wohnungen und Häuser lebensunwilliger Schwerkranker kommen, um sie dort durch Spritzen zu töten.

Die Teams können von Kranken und ihren Angehörigen gerufen werden, wenn Hausärzte sie aus ethischen Gründen nicht bei der Selbsttötung begleiten wollen. "Viele niederländische Ärzte haben noch immer Angst, Euthanasie auszuüben", erklärt Walburg de Jong, Pressesprecherin der Niederländischen Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende (NVVE). "Sie berufen sich auf ihre religiösen Überzeugungen oder kennen einfach nicht die Details der Gesetzgebung, die diesen Bereich reguliert."

In den Niederlanden ist die aktive Sterbehilfe durch das sogenannte Euthanasie-Gesetz unter bestimmten Voraussetzungen gedeckt: Sterbehilfe darf schwerstkranken Patienten gewährt werden, deren hoffnungsloser Zustand sowie eindeutiger Todeswunsch von mindestens zwei Ärzten bestätigt wird. Eine unheilbare Krankheit oder unerträgliche Schmerzen müssen sie quälen, Hoffnung auf Genesung darf es für sie nicht mehr geben.

Nur wenige Dutzend Wachkomapatienten

Im Fall von Prinz Friso geht es dagegen eher um die passive Sterbehilfe: das Abschalten der Beatmungsmaschine etwa. In den Niederlanden sind die Ärzte theoretisch dazu auch ohne Einwilligung der Angehörigen berechtigt. Möglicherweise trägt das dazu bei, dass es in dem Land nur wenige Dutzend Wachkomapatienten gibt - in Österreich sind es mehr als tausend.

Dass sich die Königsfamilie tatsächlich zu diesem Schritt entscheiden könnte, wird von den Medien diskutiert, aber bezweifelt. Ob und wann Prinz Friso in eine Reha-Klinik verlegt werden soll, blieb am Montag aber unklar. Die Innsbrucker Uni-Klinik verwies auf die Informationssperre der niederländischen Regierung.

Unterdessen hat die deutsche "Bild"-Zeitung Vorwürfe gegen die Vorarlberger Bergrettung erhoben. So soll es während des Hubschraubertransports des bewusstlosen Prinzen von Lech nach Innsbruck zu einer Panne gekommen sein. Der Akku eines Herzdruckmassagegerätes sei während der Reanimation ausgefallen, der Ersatzakku nach 15 Minuten leer gewesen. Matthias Marxgut, Sprecher der Vorarlberger Bergrettung, dementiert: Der Einsatz sei professionell erfolgt. Eine Unterbrechung der Herzmassage habe es während des Rettungsfluges nicht gegeben, der Reserveakku habe so lange gehalten, wie er benötigt worden sei. (dpa, APA, ver, DER STANDARD, Printausgabe, 28.2.2012)