Wieder wird Alexandra Neldel sich aus heiklen Situationen in letzter Sekunde retten - um gleich in die nächste zu geraten.

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Die Autoren Iny Klocke und Elmar Wohlrath schenken ihrer Heldin schließlich ein großes Finish: "Die Rache der Wanderhure".

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Wien - Sie heißen Marie, Lore, Giulia, Lea, Schirin, Caterina und Genoveva, sie leben meistens im 15., 16., vereinzelt im 19. Jahrhundert, sind Edelfräulein, Chorsängerin, Tatarin oder Bürgertochter. Ihre Abenteuer nehmen gern märchenhafte Anfänge - Vater stirbt, Tochter muss hinaus in die weite Welt, erfährt dort allerlei Unrecht, wehrt sich dagegen tatkräftig, lernt nebenbei Liebe und Freuden der Lust kennen und macht schließlich, durch permanente Überlebenskämpfe gestärkt, ihren Frieden mit sich und der Welt. Ende gut, alles gut.

Millionenpublikum

Es ist ein verblüffend einheitlicher Raster, mit dem das Autorenduo Iny Klocke und Elmar Wohlrath sein Publikum fesselt und nach dessen Buch "Die Rache der Wanderhure" ORF und Sat.1 kommenden Dienstag, 20.15 Uhr, neuerlich auf Topquoten hoffen. Den Erstling "Die Wanderhure" schauten 2010 in Österreich eine Million, in Deutschland zehn Millionen. Die Fortsetzung setzt auf den nämlichen Mix aus "geschichtlicher Recherche und feuchten Träumen" (Focus), wieder mit Alexandra Neldel als Titelheldin. Zwischen 500 und 700 Seiten umfassen die unter dem Pseudonym "Iny Lorentz" erscheinenden historischen Romane der Werkstatt Klocke/Wohlrath, jährlich erscheinen zwei bis drei neue. Dann auch unter anderen Pseudonymen, etwa Eric Maron (Die Fürstin), Mara Volkers (Die Braut des Magiers), Anni Lechner (Neues Glück im Kreiental) oder Sandra Melli (Stern der Göttin).

Die meisten zeichnen sich durch eine gute Portion Saft aus: "Da muss es dem Herrn Magister vor Vorfreude ja direkt eng in der Hose werden", frohlockt ein Geiferer beim Anblick der "Wanderhure". Selbige ist in Wahrheit selbstverständlich unschuldige Bürgertochter. Die blütenreine Weste schützt sie jedoch nicht vor den Zugriffen schändlicher Männerbegierden. Das Interesse an Frauen, die sich aus eigener Kraft aus ihrer Opferrolle befreien, ist in Zeiten, da die junge, vornehmlich weibliche Leserschaft Gleichberechtigung als gestrig verachtet, erstaunlich groß.

Mehr als acht Millionen Bücher verkauften die nahe München lebenden Texter. Die Startauflagen betragen 200.000 Stück. Bis 2016 sind weitere 14 Exemplare vereinbart. Den Durchbruch schafften die nimmermüden Autoren 2003, damals noch als Angestellte einer Versicherungsfirma, mit "Die Kastratin". Danach folgten Bücher wie "Die Kastellanin", "Die Ketzerbraut", "Die Löwin" und "Die Pilgerin". Der gewaltige Output resultiert aus ungebremster Schreibfreude und schnörkelloser Produktivität. Mit entschlossener Disziplin widmen sich die beiden der Textfertigung: Er (60) schreibt, sie (62) redigiert.

Lust auf Scheinwerferlicht und Glamour ist ihnen fremd. Lesereisen oder Setbesuche absolvieren sie im Wohnmobil. Was sie erleben, ist im Web nachzulesen. Ein Drehtag bei der "Wanderhure" war "ein Erlebnis, das nicht mit Worten wiedergegeben werden kann", berichtet Iny Lorentz auf www. iny-lorentz.de. Material für mehr historische Frivolitäten ist jedenfalls vorhanden. Allein von der "Wanderhure" sind vier weitere Abenteuer geschrieben - und der dritte Fernsehfilm ist schon bestellt. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 27.2.2012)