Washington - Wenn Mitt Romney am Dienstag die Republikaner in Michigan nicht davon überzeugen kann, dass er der beste Kandidat für die Präsidentschaftswahl im November ist, könnte er endgültig seinen Status als Favorit verlieren. Seit Tagen sprechen Experten von einer "entscheidenden Abstimmung", warnen vor einer Niederlage, die psychologisch ein schwerer Schlag wäre und "vernichtenden Schaden" anrichten würde.

Auch für die Republikaner als Partei steht viel auf dem Spiel: Sollte sich Romneys erzkonservativer Rivale Rick Santorum durchsetzen, stünde ihnen eine lange und teuere Entscheidungsschlacht ins Haus, ein klarer Vorteil für Amtsinhaber Barack Obama.

Eigentlich galt Romneys Sieg in Michigan lange als ausgemacht. Sein Vater war ein beliebter Gouverneur in dem Staat, er selbst wurde in Detroit geboren. Organisatorisch und finanziell ist Romney deutlich überlegen: Ende 2011 bestand sein Stab aus 97 Mitarbeitern, der des ehemaligen Senators Santorum aus elf. Allein im Jänner gab Romney 19 Millionen Dollar für den Wahlkampf aus, Santorum 3,3 Millionen Dollar. Die größte Zeitung des Bundesstaats, die "Detroit Free Press", sprach sich jüngst für Romney aus, wenn auch mit Abstrichen.

Obamas Hilfspaket gilt als Erfolg

Der Grund für diese Abstriche gehört zu Romneys größten Problemen. Ein beachtlicher Teil der knapp zehn Millionen Einwohner Michigans ist von der Autoindustrie abhängig. Sie haben nicht vergessen, dass sich Romney 2008 gegen das milliardenschwere Hilfspaket der Obama-Regierung für die angeschlagene Industrie aussprach. Heute erwirtschaftet General Motors wieder einen Milliardengewinn, und eine Mehrheit der Amerikaner sieht das Rettungspaket als Erfolg an. Neben Michigan wird am Dienstag auch in Arizona gewählt. Hier gilt Romneys Sieg weiter als sicher. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 27.2.2012)