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Vorsorge ist gut, der Nutzen vieler privater Pensionsvorsorgeprodukte darf aber angezweifelt werden.

Foto: Reuters/FEDOSENKO

Innsbruck - Die Arbeiterkammer Tirol hat scharfe Kritik an privaten Produkten zur Pensionsvorsorge geübt. Eine von der Interessensvertretung beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) in Auftrag gegebene Studie habe gezeigt, dass die privaten Zusatzprodukte als Vorsorge ungeeignet seien und in Wirklichkeit nur die Anbieter daran massiv verdienten, meinte der Tiroler AK-Präsident Erwin Zangerl am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Neben dem "Hauptproblem" der Kostenbelastung kritisierten die Konsumentenschützer auch die mangelnde und oft nicht verständliche Beratung durch die Versicherer. Der VKI habe 40 Tester losgeschickt, die eben so viele Verträge im Bereich der privaten Pensionsvorsorge abgeschlossen und dabei die Angebots- und Beratungssituation durchleuchtet haben, erläuterte Studienautor Walter Hager. Sämtliche getestete Produkte wie prämienbegünstigte Zukunftsvorsorgemodelle, Er- und Ablebensversicherungen, klassische Lebensversicherungen, private Rentenversicherungen und fondsgebundene Varianten seien als "durch die Bank nicht positiv" einzustufen gewesen.

Unter anderem bemängelten sie die mangelhafte Aufklärung: "Die Leute wissen oft nicht einmal, welches konkretes Produkt sie gewählt haben", erklärte Hager. Selbst eine Mindestbindungsdauer von zehn Jahren sei vielen nicht bekannt. "Viele steigen früher aus den Verträgen aus. Bei Lebensversicherungen liegt die Stornoquote bei 50 Prozent", erläuterte der Konsumentenschützer.

Alle Produktgruppen seien weder transparent noch flexibel noch kostengünstig. Entweder kranke es am Produktmodell selbst, oder die Tarife der Anbieter seien so gestaltet, dass am Ende der Laufzeit kaum von einer sinnvollen Altersvorsorge gesprochen werden könne. Von der Gesamtprämiensumme würden allein rund neun Prozent an Provisionen bezahlt. Insgesamt brauche man "Performance-Zahlen" von sieben bis acht Prozent. Dies sei sich jedoch bereits in der Vergangenheit nie ausgegangen und werde auch in Zukunft unmöglich sei, meinte der Studienautor. Noch dazu, weil das Zinsniveau unter dem Inflationsniveau liege und die Provisionen zuletzt eher gestiegen seien.

VKI und Arbeiterkammer bemängelten auch, dass die durchschnittliche Dauer von Beratungsgesprächen lediglich 40 Minuten betrage. Die Frage nach der Leistbarkeit der Prämie für das jeweilige Vorsorgeprodukt sei nur in 16 von 40 Fällen gestellt worden. Die Berater hätten sich zudem in 60 Prozent der Fälle nicht erkundigt, ob die in der Beratung angesprochene Prämienhöhe für den Verbraucher überhaupt leistbar sei.(APA)