Brüssel/Berlin - EU-Kommissar Michel Barnier erwägt schärfere Regeln gegen hohe Bonuszahlungen an Bankmitarbeiter. "Ich denke zum Beispiel über die interessante Idee nach, dass das höchste Gehalt in einer Bank ein bestimmtes Verhältnis zum niedrigsten Lohn dort nicht übersteigen darf", sagte Barnier der "Süddeutschen Zeitung" ("SZ"). Es gehe nicht nur um mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft, sondern auch um mehr Fairness unter den Mitarbeitern einer Bank. Schließlich habe die Finanzkrise schwerwiegende Folgen gehabt wie Belastungen der Steuerzahler und Arbeitslosigkeit.

Vor diesem Hintergrund seien hohe Banker-Boni ungerechtfertigt, erklärte der Franzose, der in der EU-Kommission für den Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständig ist. Er prüfe derzeit, wie die EU-Regeln für Boni in den einzelnen Ländern umgesetzt wurden. "Danach werde ich vielleicht neue Regeln vorschlagen. Die Banker müssen verstehen, dass sie wie ein Teil der Gesellschaft handeln müssen - und nicht wie ihr Feind", sagte der frühere französische Außenminister. Außerdem will Barnier Gesetzesvorschläge machen, wonach Banken und Versicherer ihre Kunden besser über Finanzprodukte und ihre Gebühren informieren müssen. Zugleich bekräftigte er die Absicht, Ratingagenturen schärfer zu regulieren.

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch mit dem Startschuss für eine Expertengruppe die Reform des europäischen Bankensektors angestoßen. Barnier ernannte acht Fachleute, die unter Leitung des finnischen Notenbankchefs Erkki Liikanen ihre Arbeit aufnehmen sollen. Ihr Auftrag ist, den Reformbedarf des Bankensektors zu prüfen und gegebenenfalls in ihrem bis September erwarteten Bericht konkrete Vorschläge zu machen. Der Gruppe gehören der Frankfurter Bankprofessor Jan Pieter Krahnen, EADS-Chef Louis Gallois und der ehemalige UniCredit-Vorstandsvorsitzende Alessandro Profumo an. Sie sollen etwa untersuchen, ob eine Trennung des Investment-Bankings vom Massenkundengeschäft die Stabilität des Bankensektors verbessern kann. (APA/Reuters)