Wien - Auf das Bauchgefühl des Bürgermeisters ist Verlass. Bei der Eröffnung der Gasometer City 2001 hatte Michael Häupl den neuen Stadtteil in Simmering als "Diamant der Stadtentwicklung" bezeichnet, aber auch eingeräumt, dass er in der ersten Phase des Projekts "nicht geglaubt" habe, "dass das funktioniert".

Er sollte recht behalten - zumindest, was das Einkaufszentrum betrifft. Denn die 15.000 Quadratmeter große Mall hatte trotz Konzerthalle, Multiplexx-Kino und eigener U3-Station von Beginn an nicht die notwendige Kundenfrequenz nach Simmering gebracht. Nun sollen die Geschäftsflächen des Shoppingcenters deutlich verkleinert werden - und nur noch ein kleineres Einkaufszentrum für die Nahversorgung übrig bleiben.

Bei einem Teil der übrigen Verkaufsflächen wird der Schwerpunkt auf Musik gelegt. Immerhin ist 2010 die Klangfarbe, Österreichs größtes Musikfachgeschäft auf 3500 Quadratmetern, in den Gasometer gezogen. "Dieses Geschäft funktioniert bestens", sagt Peter Schaller, der Geschäftsführer der Gasometer City. Täglich kommen zwischen 500 und 1000 Besucher wegen der Klangfarbe in die Gasometer City.

Fachgeschäfte statt Mix

Betrieben wird das Einkaufszentrum von der Gasometer Shopping und Entertainment Center Vermietungs Gmbh (GES), die seit 2003 je zur Hälfte der Gesiba und der Wohnvereinigung für Privatangestellte gehört. Peter Schaller, der Geschäftsführer der Gasometer City, räumt rückblickend ein, dass das klassische Einkaufszentrumskonzept, das der frühere Generalpächter verfolgt hatte, für die Gasometer nicht funktioniert. "Die Menschen kommen nicht extra für Geschäfte hierher, die sie anderswo auch finden können", sagt Schaller. Deshalb werde man in der Gasometer City verstärkt auf Fachgeschäfte setzen.

Erst im Dezember hatte der Rechnungshof das Shopping- und Entertainment-Center heftig zerzaust: Bis Ende 2009 beliefen sich die Verluste auf knapp 21 Millionen Euro. Zwischen 2007 und 2009 konnte die Generalmiete von 2,43 Millionen Euro nur zur Hälfte erwirtschaftet werden. Und die Pleite wurde laut Rechnungshof überhaupt nur abgewendet, weil die Gläubiger Schulden erließen - und die Stadt Wien die Stromrechnungen. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.2.2012)