Mit jährlichen Wachstumsraten von bis zu 8,4 Prozent innerhalb der letzten eineinhalb Jahrzehnte hat sich Indien als eines der wichtigen Schwellenländer etabliert, sieht sich aber aufgrund seiner geopolitischen Lage von außen bedroht - einerseits durch Pakistan, andererseits durch China. Diese Szenarien sind mit ein Grund dafür, dass die Rüstungsausgaben innerhalb der letzten zehn Jahren um 54 Prozent stiegen.

Teil der indischen Militärdoktrin ist unter anderem die Erneuerung der Luftwaffe, und hier stach in letzter Zeit die Milliardenausschreibung für neue Kampfflugzeuge ins Auge: Ende Jänner traf die Regierung dann eine Vorentscheidung für 126 Rafale-Jäger des französischen Konzerns Dassault - und damit gegen den letzten verbliebenen Mitbewerber Eurofighter. Noch ist der Deal nicht abgeschlossen; in den "exklusiven Verhandlungen", so der französische Staatssekretär Pierre Lellouche, geht es aber nur noch um Details.

Indien wird im Rahmen seines Modernisierungsprogramms allein für die Rafale-Jäger rund zehn Mrd. Dollar (7,56 Mrd. Euro) ausgeben. Die ausgeschiedenen Mitbewerber waren die F/A-18 Super Hornet von Boeing, die F-16 von Lockheed Martin (beide USA), die russische MiG-35 von United Aircraft Corp. und die Gripen des schwedischen Herstellers Saab.

Der Indien-Deal wäre für die Rafale-Hersteller der erste aus dem Ausland, nachdem bisher Verhandlungen mit Marokko, Singapur und Südkorea scheiterten. Zumindest kurzfristig erfuhren die Dassault-Aktien einen enormen Schub: Sie schossen um mehr als 20 Prozent in die Höhe. (gian/DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2012)