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Auch Lipizzaner stehen sich gegenüber - allerdings nicht so unversöhnlich wie die Menschen, die in der Spanischen Hofreitschule mit ihnen zu tun haben.

Foto: REUTERS/Molly Riley

Wien - Elisabeth Gürtler, Chefin des Hotels Sacher und Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule, ist eindeutig eine distinguierte, elegante Dame. Auch wenn sie "Was brauch ma die g'schissenen Weiber?" sagt. So geschehen am Dienstag im Saal T des Wiener Arbeitsgerichtes. Gut, genau genommen ist der Satz nicht von ihr, sondern ein Zitat, über das sich eine Teilnehmerin an einer Galaveranstaltung beschwert hat. Ein Zitat, das von dem Kläger in dem Arbeitsrechtsprozess stammen soll - einem derzeit vom Dienst freigestellten Oberbereiter der Hofreitschule.

Vordergründig geht es um 127.000 Euro, die Klaus Krzisch von der österreichischen Institution verlangt. Von der Hofreitschule, nicht Gürtler. Hintergründig geht es darum, was sich in den Ställen und Reithallen der Lipizzaner so abspielt. Vorgänge, die Richter Andreas Stöckl abwechselnd enervieren und belustigen. Objektiv geht es im Prozess um Zulagen, die der seit Herbst 2008 suspendierte Krzisch einfordert. Denn Gürtler hat nach ihrem Amtsantritt im Dezember 2007 das Gehaltsschema reformiert. "Auf Anregung des Rechnungshofes, der die Entlohnung als überhöht, nicht leistungsbezogen und intransparent kritisiert hat", wie sie bei ihrer teilweise sehr ausschweifenden Aussage betont.

Bis zu 170.000 Euro brutto habe ein Oberbereiter jährlich bekommen, zusammengesetzt aus dem Grundgehalt, der gesetzlichen Zulage und einer Individualzulage. Letztere seien "kommunizierende Gefäße" gewesen - ist die eine gesunken, gab es von der anderen mehr. "Die haben mehr als ein Minister verdient", merkt Gürtler kritisch an. " Vielleicht werden sie auch nach Können bezahlt", folgt die trockene Replik von Richter Stöckl. Der sich auch Gedanken über die Art der Zulagen macht. "Also Geld gab es, wenn er etwas Gefährliches macht. Sich zum Beispiel auf ein Pferd setzt."

Umstellung und Grabenkämpfe

Gürtler stellte das System um. Nun kommen die Oberbereiter auf maximal 114.000 Euro brutto. Diesen Vertrag habe auch Krzisch unterschrieben. Dessen Anwalt argumentiert allerdings, dass diese Gehaltsreduktion aus der Vereinbarung nicht hervorgehe. "Aber die Rechnungshofkritik ist ja durch alle Zeitungen gegangen. Ob es ihm der Controller bei der Vertragsunterzeichnung erklärt hat, weiß ich nicht", sagt Gürtler.

Dass das Geld nur eine sekundäre Rolle spielt, es in Wahrheit um die Grabenkämpfe innerhalb der Reiterelite geht, wird im weiteren Verlauf deutlich. Dass Krzisch suspendiert sei, hänge damit zusammen, dass sein Chef, Ernst Bachinger, ihr berichtet habe, Krzisch vergifte die Stimmung. Vor allem, da er gegen die Aufnahme von Reiterinnen agitiere. Als Beleg für seine Einstellung führt Gürtler auch den "Weiber-Satz" an, der bei einer Fundraising-Veranstaltung gefallen sein soll, was Krzisch bestreitet.

Laut wird es schließlich, als Gürtler auch mit einer Beschwerde über die Qualifikation des Oberbereiters, der seit Jahrzehnten für die Hofreitschule arbeitet, aufwartet. Eine Gruppe Schweizer Reiter habe ihr nach einer Vorstellung einen Brief geschrieben, in dem Krzischs Umgang mit einem Pferd kritisiert wird. Dieser braust auf und belehrt Gürtlers Anwalt: "Es ist aber so, dass sie keine Fachfrau ist!" "Waren Sie auch Vizestaatsmeister im Dressurreiten?" , verweist dieser auf Gürtlers Vergangenheit. "Ja, das war vor 30 Jahren" , schnaubt der Kläger. "Jetzt haben gezählte 44 Sekunden und gefühlte zehn Minuten Leute gesprochen, die nicht am Wort sind", grollt der Vorsitzende. Wohl auch, weil er weiß, was ihm noch bevorsteht: Der Prozess wird am 20. März fortgesetzt, ein Vergleich der Streitparteien ist nicht in Sicht. (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 22.2.2012)