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Zwei Anwärter auf das Kanzleramt und der Amtsinhaber: Könnte man den Bundeskanzler direkt wählen, hätte Werner Faymann (hinten rechts) die besten Chancen, Heinz-Christian Strache die geringsten; ihn wollen die eigenen Wähler als Oppositionschef.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Würde jetzt, keine zwei Wochen nach Veröffentlichung der Sparpläne der Regierung, gewählt - der Wahlsieger hieße mit großer Wahrscheinlichkeit SPÖ, dicht gefolgt von der FPÖ und mit wieder deutlicherem Abstand von der ÖVP. Das geht aus einer von 15. bis 19. Februar durchgeführten Umfrage des Linzer Market-Instituts für den Standard hervor.Auffallend stark schneiden in dieser Umfrage (408 Personen) die Grünen ab - 16 Prozent sind seit vielen Jahren der höchste von Market errechnete Wert. Vorläufiger Höhepunkt eines seit Herbst zu beobachtenden Trends: Den Sommer über hatten die Grünen erst zwölf Prozent, einen Prozentpunkt mehr als bei der Wahl 2008, erreicht. Verglichen mit jener Wahl würde die SPÖ einen Prozentpunkt auf 28 verlieren, die ÖVP zwei auf 24 und das BZÖ fast sieben auf vier Prozent. Gewinner wäre, stärker noch als die Grünen, die FPÖ: Sie könnte rund zehn Prozentpunkte auf 27 Prozent zulegen.

Strache kein Kanzlertyp

Wünschen sich die Menschen denn, dass Heinz-Christian Strache Bundeskanzler wird? Market-Chef Werner Beutelmeyer widerspricht: "Die FPÖ wird gerade infolge der Sparpaketsdiskussion als starke Opposition gewünscht - aber gleichzeitig hat ihr Parteichef Strache sehr schwache Werte, er ist nicht der Typ, den man sich jetzt als Kanzler wünscht."

Beutelmeyer will nicht beurteilen, ob das mit Straches Sagern beim WKR-Ball (wo dieser den Vergleich der Gewalt gegen die FPÖ mit der Judenverfolgung gezogen hat) zu tun hat, denn dazu hat Market keine Fragen gestellt.

Wohl aber zum Sparpaket: "Was würden Sie sagen, wie gerecht ist das Sparpaket alles in allem Ihrer Meinung nach? Mit gerecht meine ich, trifft es alle in gleichem Ausmaß oder sind einige stärker belastet als andere? Beurteilen Sie dies bitte nach Schulnoten."

Darauf vergab nur ein Prozent ein "Sehr gut", von 18 Prozent dagegen gab es ein glattes "Nicht genügend", von 27 Prozent einen Vierer. Die Durchschnittsnote ist 3,45, wobei FPÖ-Wähler mit 3,98 die schlechtesten Noten vergeben.

40 Prozent der Befragten sagen, die ÖVP habe sich beim Sparpaket durchgesetzt - nur 23 Prozent sagen das von der SPÖ. Dies könnte erklären, warum die ÖVP derzeit wieder schwächere Umfragewerte hat. In der Kanzlerfrage kommt Amtsinhaber Werner Faymann auf 19 Prozent, fünf weitere Prozent sehen in ihm auf Nachfrage den besten Kandidaten.

Den zweiten Platz schafft VP-Chef Michael Spindelegger mit neun Prozent (plus drei Prozent aus der Nachfrage). Strache erreicht sieben plus zwei Prozent und liegt damit sogar hinter Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig (sieben plus vier).

Aus der Detailanalyse der Daten geht hervor, dass Strache nur von jedem Zweiten seiner Wähler als Kanzlertyp gesehen wird - auch die sehen ihn lieber in Opposition. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 22.2.2012)