Als Angelina Jolie vergangene Woche den Film in Sarajevo im Olympischen Zentrum Zetra 5000 Leuten vorführte, ertrugen einige die brutalen Szenen nicht und verließen den Saal. Jolie hatte 2000 Eintrittskarten an Kriegsopfervereine und Studenten verschenkt. In the Land of Blood and Honey spaltet die ohnehin gespaltene bosnische Gesellschaft. Bosniaken und Kroaten begrüßen den Film. Jolie wurde als "neue Botschafterin" des Landes bezeichnet. Das Oberhaupt der bosnischen Muslime, Reisu-l-ulema Mustafa Ceric, nannte den Film, "das Beste, was Bosnien nach dem Dayton-Friedensvertrag passiert ist". Ganz anders die Reaktionen im mehrheitlich serbisch besiedelten Landesteil Republika Srpska (RS). Dort wurde der Film als "große westliche Lüge" bezeichnet, in dem Serben pauschal dämonisiert würden. Er wird in der RS nicht in den Kinos gezeigt werden, einige Leute wollen aber private Vorführungen organisieren. Auch in Serbien stand - bevor jemand den Film gesehen hatte - bereits fest, dass er antiserbisch, Teil der islamisch-westlichen Propaganda und eine bösartige Geschichtsfälschung sei. "Jolie will sich politisch engagieren und fordern, dass die RS als eine Schöpfung des Völkermords aufgelöst wird", sagte Obrad Bubic, ein Vertreter ehemaliger serbischer Häftlinge, in der Zeitung Kurir. Auch seriösere Medien fragten, "warum Jolie denn die Serben hasse". Man " entdeckte" eine Verbindung von Jolies Vater Jon Voight zu "kroatischen Faschisten". Eine andere These: Jolie habe in der Jugend eine Liebesbeziehung mit einem Belgrader gehabt. Nachdem er sie verlassen hatte, habe sie alles zu hassen begonnen, was mit ihm zu tun hatte. Auch Regisseur Emir Kusturica bezeichnete den Film als "antiserbisch und imperialistische Propaganda". (Aleksandra Cholewa aus Sarajevo Andrej Ivanji aus Belgrad, DER STANDARD/Printausgabe 22.2.2012)