Wien - Angelika Niedetzky hat jahrelang im Kabarett Simpl und beim ORF Comedy-Erfahrung gesammelt. Nun wagte sie sich an ihr erstes Soloprogramm. In Marathon. Der Lauf meines Lebens, am Montag im Wiener Stadtsaal präsentiert, redet die Oberösterreicherin so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Also im Dialekt.Sie erzählt von ihrer Heimat, einem Kaff namens Plesching: "Wir hatten nichts. Nicht einmal eine Grammatik." Was natürlich schwer übertrieben ist, denn die Eltern waren Lehrer, und sie sind es auch in der Pension: "Das bleibt bis zum Tod." Solche Eltern zu haben war bitter. Denn diese hatten immer frei, wenn auch du frei hattest. Also hattest du nie frei.

Diese Erinnerungen gelingen Niedetzky recht unterhaltsam. Aber eigentliches Thema ist der Marathon. Das Laufen beginnt, wenn man als Kleinkind auf die Beine kommt. Und dann rennt jeder seinen Dauerlauf - im täglichen Leben. Spätestens beim ersten Feuerwehrfest muss frau laufen können: "Sonst wirst schwanger." Und beim Beziehungsmarathon stellt man sich, wie bei den 42,2 Kilometern, die Frage, warum man sich das eigentlich antut. Niedetzky hat sich den Wien-Marathon dennoch angetan. Sie lässt das Publikum, das sie von der ersten Sekunde an jovial duzt, daran teilhaben, was ihr beim Laufen so in den Sinn kommt. Beispielsweise, dass man das Pleschinger Feuerwehrfest nüchtern nicht aushalten würde.

Über weite Strecken bietet sie aber ein derart seichtes Programm, dass es genau in jedes Bierzelt passt. Etwa wenn sie einen Schwulen vom Analbleaching schwärmen lässt.Es geht aber noch viel, viel tiefer. Der Pfarrer von Plesching sei aus Uganda, erzählt sie, und dann "äfft" sie ihn nach. Sie singt auch zu bekannten Schunkelliedern - über die " Arbeitslosen aus Athen": Der Grieche, der alles Geld verprasste, wird zur Musik von Udo Jürgens zum "Griechischen Schwein". Strache dürfte seine wahre Freude daran haben.Und dann handelt Niedetzky auch noch die Maya-Prophezeihung zur Melodie von Biene Maja ab. Diese Idee hatte ihre Kollegin Lydia Prenner-Kasper schon vor einem halben Jahr. Oje. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe 22.2.2012)