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Solarenergie kommt in Österreich gut an.

Foto: AP/Pleul

Wien - Jedes siebente heimische Einfamilienhaus ist mit einer Solaranlage ausgestattet. Damit ist Österreich punkto Sonnenenergie weltweit führend. Nur in Israel, Zypern und auf der Karibikinsel Barbados sind pro Kopf mehr Solaranlagen installiert, sagte Roger Hackstock vom Verband Austria Solar am Montag vor Journalisten. 2011 ist der österreichische Markt aber zum zweiten Mal in Folge geschrumpft. Grund war der Wegfall von Förderungen in Niederösterreich. Die Branche wünscht sich, dass thermische Anlagen in ganz Österreich in die Bautechnikverordnung aufgenommen werden und blickt mit Argusaugen auf die Konkurrenz aus China.

2011 wurden in Österreich rund 240.000 Quadratmeter Kollektorfläche installiert - das ist ein Minus von 15 Prozent im Vergleich zu 2010. Damals war der Markt um 21 Prozent zurückgegangen. Im Vorjahr sei der "größte regionale Solarmarkt" Niederösterreich de facto zum Erliegen gekommen, so Hackstock. In dem Bundesland sei nämlich der aus Wohnbaufördermitteln gespeiste Direktzuschuss u.a. für Wärmepumpen und Solaranlagen gestrichen worden. Bei Installation einer Solaranlage hatte man 30 Prozent der Investitionssumme, maximal jedoch 2.200 Euro, zurückbekommen.

Als Folge des Marktrückgangs - in Niederösterreich betrug das Minus 70 Prozent - seien Solaranlagen 2011 im Schnitt um rund 10 Prozent billiger geworden. Für eine schlüsselfertige Warmwasseranlage müssen derzeit rund 6.000 Euro berappt werden, eine sogenannte Heizungsunterstützung mit 6 Quadratmeter Kollektorfläche kommt auf mindestens 12.000 Euro. Mit Förderung rechnen sich solche Anlagen nach zehn bzw. 15 Jahren, sagte Hackstock - "unter der Annahme, dass die Öl- und Gaspreise in den nächsten zehn Jahren so stark steigen wie in den vergangenen zehn Jahren", nämlich jährlich um 4,6 (Öl) bzw. 4,1 Prozent.

Sparpaket und die Auswirkungen

Der Verband hofft nun, dass sich das Sparpaket nicht negativ auf den Solarmarkt auswirkt. Hier geht es vor allem um die Verhandlungen für den nächsten Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern. Die Solarförderung hängt ja an den von Ländern vergebenen Wohnbauförderungen. Diese sollten wieder zweckgebunden werden, meint Hackstock und schließt sich damit einer Forderung der Wirtschaftskammer an. Von den 2,37 Mrd. Euro, die die Länder pro Jahr vom Bund bekämen, fließe zwischenzeitlich nicht einmal mehr die Hälfte in den Wohnbau.

Angesichts der von EU-wegen notwendigen CO2-Einsparungen bis 2020 seien noch weitere Maßnahmen nötig: Thermische Solaranlagen sollen in die Bautechnikverordnung und die öffentliche Beschaffungsrichtlinien aufgenommen werden, fordert Hackstock. Dies würde eine Reduktion von 272.000 bzw. 264.000 Tonnen Kohlendioxid bringen. In Salzburg und der Steiermark sei eine entsprechende Regelung bereits seit Mitte 2011 in Kraft. "Das gilt für jedes Gebäude. Man muss mindestens eine Solarthermieanlage installieren." 230.000 Tonnen CO2 könnten bei verpflichtender Errichtung einer thermischen Solaranlage zur Inanspruchnahme der Wohnbauförderung eingespart werden. Vorbild sind hier Salzburg, Wien und Vorarlberg. Diese Maßnahmen würden Hackstock zufolge keine zusätzlichen Mittel erfordern, aber dem Fiskus bis 2020 Steuereinnahmen von etwa 1,6 Mrd. Euro bringen.

Darüber hinaus soll der Staat 100 Mio. Euro an Fördervolumen für Prozesswärme und solare Kühlung in die Hand nehmen. In diesen Bereichen, die hauptsächlich die Industrie betreffen, sei man noch ganz am Anfang der Entwicklung, sagte Hackstock. Potenzial gebe es auch bei Mehrfamilienhäusern. Erst 2 von 100 Wohnungen würden mit Solarenergie versorgt, dafür jedes siebente Einfamilienhaus und mehr als jeder vierte der 15.000 infrage kommenden Betriebe.

Kleines Land als Global Player

Puncto Technologie gehört Österreich zu den Global Players. So ist die im Jänner vollständig in Betrieb genommene weltgrößte Solarthermieanlage in Saudi-Arabien made in Austria. Die Anlage hat eine Kollektorfläche von 36.300 m2 und speist mit 92 Grad Celsius ins Fernwärmenetz der Frauenuniversität Princess Nora Bint Abdul Rahman University ein. Auf dem Unicampus werden 60.000 Studentinnen und Mitarbeiterinnen leben und lernen. Zum Vergleich: Österreichs größte Solaranlage ist laut Hackstock 5.000 Quadratmeter groß und steht auf dem Dach eines Grazer Abfallentsorgers. Auch die weltgrößte Solarkühlung stammt aus Österreich. Die Anlage mit einer Kollektorfläche von 3.900 Quadratmeter wurde im Dezember 2011 in Singapur für das United World College of South East Asia eröffnet.

Überhaupt sind Österreichs Solarfirmen stark im Ausland. Im Jahr 2011 wurden laut Hackstock rund 80 Prozent der hierzulande hergestellten 1,3 Millionen Quadratmeter Kollektoren exportiert. Umgekehrt betrage die Importquote nur 5 Prozent. Angst haben die Hersteller vor der Konkurrenz aus China. Noch seien Chinesen zwar bei Solarkollektoren "nicht so aggressiv wie bei Photovoltaik, weil sie nicht dieselbe Technik haben". Während es in Europa fast nur Flachkollektoren gebe, setze China auf sogenannte Röhrenkollektoren. "Die können mehr und kosten mehr." Sollte aber China auf Flachkollektoren umsatteln und diese in großem Stil nach Europa liefern, wäre dies auf jeden Fall ein "Bedrohungspotenzial", meinte Hackstock. "Österreich und Deutschland müssen die chinesische Konkurrenz scharf im Auge haben."

In Österreich waren Ende 2011 mehr als 270.000 Solaranlagen in Betrieb. Heuer soll der fünfmillionste Quadratmeter Sonnenkollektor montiert werden. (APA)