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Wenn mich das Vieh begrüßt, ist es nicht beruhigend, dass jemand auf mich wartet, sondern es will schon wieder sofort jemand was von mir.

Foto: AP/Meissner

Diese Kolumne heißt "Ich - Du - Er - Sie - Es". Heute wollen wir uns einmal dem Es widmen, dem Haustier, also meinem. Dazu habe ich die bahnbrechende Ankündigung zu machen, dass ich sicher nie wieder einen Hund haben werde. Nie mehr. Ich sehne mich nach einer Zeit, in der man sich nach der Badewanne frisch eingecremt einfach mal ohne alles auf die Couch legen kann, ohne danach auszusehen wie der Yeti. Man muss auch Reinhold Messner und all den anderen, die behaupten, dem mysteriösen Schneemenschen jemals begegnet zu sein, sagen, dass es sich dabei lediglich um einen Bergziegenbesitzer ohne eigenen Wohnbereich gehandelt hat.

Es ist auch nicht süß, wenn das Tier mit dem Popo quer über den Teppich rodelt, um sich so eine blockierte Analdrüse auszuquetschen. Es ist schrecklich, wenn ihm das gelungen ist. Ich will von anderer Wesen Drüsen nichts wissen, außer ich bin an ihren Körpern hormonell interessiert.

Das Vieh schaut auch nicht rührend drein, wenn es bettelnd neben dem Tisch sitzt. Ich finde so ein Verhalten ungezogen, wogegen ich seit Jahren keine Strategie finde, und übergriffig. Das totale Alltagsstalking. Es sieht fordernd drein, lügt dabei aber. Sobald es was abbekommt, ändert sich der Ausdruck, und nicht Dankbarkeit ist zu erkennen, sondern Desinteresse an mir. Mission completed, wurscht, die Alte (= ich).

Tagespensum an Lackis

Wenn mich das Vieh begrüßt, ist es nicht beruhigend, dass jemand auf mich wartet, sondern es will schon wieder sofort jemand was von mir. Nämlich mit mir hinunter auf die Gasse, zurück in die Kälte. Dort latsche ich herum und zähle mit, ob die Lackis und abgeseilten Würste wohl das Tagespensum schon erreicht haben könnten. Verdauung hat mich auch noch nie interessiert, höchstens wenn sie nicht in Ordnung war.

Mein Leben lang habe ich mir einen Hund gewünscht, um festzustellen, dass ich gar keinen möchte. Jetzt ist der sechs Jahre alt. Durchschnittliches Lebensalter 14 Jahre. Überzüchtetes Sauvieh (war nicht meine Idee!!) mit folgenden Krankheiten: Schilddrüsenüberfunktion (zweimal am Tag Medikamente), Lungenprobleme, Herzfehler, das linke Knie am Hinterlauf fehlt völlig. Ach ja, und jetzt kam noch diese Poporodelgeschichte dazu. Unsere Theorie ist, dass der Hund mit sieben ein Pflegefall mit Windeln wird - und uns zum Trotz erst im 18. Lebensjahr von irgendwem Barmherzigen totgestreichelt wird.

Weggeben kann man ihn auch nicht, natürlich ist so jemand der allerbeste Freund der Kinder. Der begnadetste Ideengeber vor dem Herrn. Daher rodeln sie auch gerade fidel nackert mit ihren Pöpschen über den grausigen, grausigen, grausigen Teppich. Ernsthaft. Ich weine. (derStandard.at, 20.2.2012)