Der renommierte Physiker Lustig beschäftigt sich seit 1996 intensiv mit der Geschichte seiner Wissenschaft und speziell mit der Frage, wieso Deutschland während der nationalsozialistischen Herrschaft trotz sonstiger Hochrüstung keine Atombombe entwickelte. Dass die Physiker in Deutschland, die sich mit der Kernspaltung beschäftigten, auf rund 23 Institute verteilt waren, ist für Lustig einer der Hauptgründe. Die USA hatten die Möglichkeiten der Kernspaltung als Waffe offenbar früher erkannt und alle in Frage kommenden Physiker darauf angesetzt.
Heisenberg
Lustig zweifelt, dass selbst der renommierte deutsche Physiker Werner Heisenberg (einer der Mitbegründer der Quantenmechanik) die für eine Bombe nötige so genannte kritische Masse an angereichertem Uran (U235) berechnen konnte. Heisenbergs Haltung zum Bau einer deutschen Atombombe ist etwa unter Historikern bis heute umstritten. Lustig durchforstete für seine Forschungen vor allem die physikalische Fachliteratur und fand keine Hinweise darauf, dass sich Heisenberg ernsthaft mit der Bombe beschäftigte. Auch seine Versuche, einen deutschen Reaktor zu bauen, waren nicht von Erfolg gekrönt.