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Spediteur Karl Kralowetz wurde zu fast vier Jahren Haft verurteilt

Foto: APA/dpa/Führer
Viel schneller als erwartet war für den niederösterreichischen Spediteur Karl Kralowetz der Münchner Prozess um den so genannten Frächterskandal vorbei. Statt nach ursprünglich anberaumten elf Tagen sprach der Senat bereits am Donnerstag, nach eineinhalb Prozesstagen, sein Urteil. Kralowetz muss wegen des Einschleusens von Ausländern in 3427 Fällen für drei Jahre und acht Monate hinter Gitter, entschied das Gericht.

Umfassendes Geständnis

Der Grund für den raschen Ablauf: Kralowetz legte ein umfassendes Geständnis ab, das er von seinem Verteidiger Markus Figgen verlesen lies. In seinem Schlusswort erklärte der Spediteur, wegen gesundheitlicher Probleme habe er nicht mehr die Kraft für einen langen Prozess oder eine Berufungsverhandlung. Er verzichtete daher ebenso wie Staatsanwalt Thomas Spitzl auf Rechtsmittel, das Urteil ist also rechtskräftig.

Katastrophale Arbeitsbedingungen

Mit dem Richterspruch ist also amtlich, dass Kralowetz seit Jahren Lkw-Lenker aus Osteuropa ohne Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen für seine Firma fahren ließ. Einzig einen Arbeitsvertrag mit einer Kralowetz-Firma in Luxemburg besaßen die Lenker, die für Niedrigstlöhne und unter katastrophalen Arbeitsbedingungen durch Europa kreuzen mussten. Der Verteidigungslinie, dass Beamte in Deutschland und Luxemburg widersprüchliche Auskünfte über die Gesetze gegeben hätten, glaubte das Gericht nicht.

Abschiebung nach Österreich

Möglicherweise muss der Unternehmer aus Blindenmarkt (Bez. Amstetten) aber nicht lange in deutscher Haft bleiben. Da Kralowetz bereits seit 17 Monaten in Untersuchungshaft sitzt, könnte er bereits nach der Hälfte der Strafe ab November nach Österreich abgeschoben werden.

Weitere Straf- und Zivilverfahren nicht ausgeschlossen

Hier droht ihm allerdings weiteres Ungemach, denn weitere Straf- und Zivilverfahren sind nicht ausgeschlossen. Dazu will auch das Finanzamt Geld von ihm. Der Vorstand des für Großunternehmen zuständigen Wiener Finanzamtes, Harald Werilly, bestätigt Verfahren gegen den Spediteur. "Wir versuchen zu einem Ende zu kommen, ich weiß aber noch nicht, wie dieses ausschaut", erklärt der Beamte auf STANDARD-Anfrage. Berichte, wonach der Staat mehrere Millionen Euro von dem Unternehmer fordert, will Werilly nicht kommentieren. "Das fällt unter das Steuergeheimnis", bescheidet er. (Michael Möseneder/DER STANDARD; Printausgabe, 13.6.2003)