London - In Großbritannien hat die Zahl der registrierten Geschlechtskrankheiten nach einer parlamentarischen Untersuchung "alarmierend" zugenommen. Der Gesundheitsausschuss des Unterhauses machte in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht vor allem die "langfristige Unterfinanzierung" des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS für die "fürchterliche Krise" verantwortlich. Von der jungen Generation würden Warnungen vor ungeschütztem Sex offenbar nicht ernst genug genommen.

Syphilis-Erkrankungen um 500 Prozent angestiegen

Nach Angaben des Ausschusses sind die Syphilis-Erkrankungen über die vergangenen sechs Jahre um 500 Prozent angestiegen. Die Zahl der Fälle von Gonorrhö verdoppelte sich in demselben Zeitraum. Jede zehnte Frau im geschlechtsreifen Alter leide an der Parasiten-Erkrankung Chlamydia. 42 Prozent der Chlamydia-Diagnosen betrafen Frauen unter 20. Die oft ohne Symptome verlaufende Krankheit kann zur Unfruchtbarkeit führen.

Bei HIV-Infektionen sagt der Bericht für das Jahr 2002 mit 6.600 neuen Diagnosen einen Anstieg von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr voraus. Dies sei die größte Steigerungsrate seit dem Ausbruch von HIV/Aids vor zwei Jahrzehnten.

Aufklärung als Pflichtfach

Kliniken und sexuelle Aufklärungszentren schickten jede Woche wegen Überlastung hunderte von Patienten nach Hause, heißt es in dem Bericht. Die Einführung von Sexaufklärung als Pflichtfach an den Schulen wird vorgeschlagen. Junge Leute, besonders Männer, nähmen Warnungen vor ungeschütztem Sex nicht ernst. "Man kann die Einstellung der Bevölkerung zum Sex nicht über Nacht verändern", sagte der Ausschussvorsitzende David Hinchcliffe am Mittwoch. (APA/dpa)