Innsbruck - In Tirol haben die Lawinenexperten des Landes auch am Sonntag neuerlich vor der andauernden Gefahr durch Schneebretter gewarnt. Die Lawinensituation bleibe "heikel", die Gefahr verbreitet erheblich. Außerdem wurde weiterer Neuschnee vor allem in Nordtirol von bis zu 20 Zentimetern erwartet.

Die Hauptgefahr ging von Neuschnee und Triebschnee aus, der Mitte der Woche gefallen war. Diese seien mit der Altschneeoberfläche zumeist nur schlecht verbunden und könnten daher schon durch geringe Zusatzbelastung als Lawine ausgelöst werden. Gefahrenstellen lagen in steilen Hängen aller Expositionen. Kritisch zu beurteilen sei vor allem der Waldgrenzbereich, hier waren am Samstag auch die meisten Auslösungen zu verzeichnen. Die Experten berichteten von etwa 140 Lawinen in den vergangenen 24 Stunden.

Skitouren und Variantenfahrten erforderten "viel Erfahrung in der Beurteilung der Lawinensituation". Zurückhaltung beim Befahren steiler Hänge sei "dringend zu empfehlen". Die Lawinengefahr bleibe "weiterhin meist erheblich".

Gefahrenskala Stufe "3" am Samstag

Die Lawinensituation in Tirol wurde von den Experten des Landes am Samstag neuerlich als "heikel" bezeichnet. Auf der fünfteiligen Gefahrenskala wurde der Wert "3" erreicht. Unerfahrenen rieten die Fachleute, die gesicherten Pisten nicht zu verlassen.

Gefahrenstellen lagen in steilen Hängen aller Expositionen oberhalb etwa 1.800 Metern. Vor allem Triebschneeansammlungen könnten leicht als Lawine ausgelöst werden, es reiche dazu schon geringe Zusatzbelastung. Am ungünstigsten sei die Situation im Waldgrenzbereich.

Die Altschneedecke sei "überwiegend gut gesetzt und stabil". Die inzwischen beendete, 14-tägige Kälteperiode habe aber dazu geführt, dass die Schneeoberfläche immer mehr aufbauend umgewandelt worden sei. Dadurch seien kantige, lockere und daher bindungslose Schneekristalle entstanden. Auf "dieser perfekten Gleitfläche" lägen nun die jüngsten Neuschneeschichten und Triebschneepakete, die Störanfälligkeit sei daher hoch.

Laut Zamg-Wetterdienststelle Innsbruck wurde für Sonntag eine Kaltfront erwartet. Die Lawinengefahr bleibe in den nächsten Tagen "unverändert meist erheblich".

Situation in Vorarlberg

In den Vorarlberger Bergen herrschte am Sonntag weiter erhebliche Lawinengefahr der Stufe 3 auf der fünfstufigen Gefahrenskala. Abseits der Pisten wurde die Lawinensituation als "heikel und tückisch" beschrieben. Aktivitäten im freien Gelände erforderten defensives Verhalten und viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung, appellierte Bernhard Anwander vom Lawinenwarndienst an die Vernunft der Wintersportler.

Als Gefahrenstellen nannte der Experte Steilhänge sowie eingewehte Rinnen und Mulden. Vor allem im Bereich von Triebschneeansammlungen könne es leicht zur Auslösung einer Lawine kommen. Dazu reiche bereits das Gewicht einer einzelnen Person aus.

In Vorarlberg wurden am Sonntag bei trübem Wetter bis zu 20 Zentimeter Neuschnee erwartet. Auch wenn sich das Wetter in den nächsten Tagen beruhige, nehme die Lawinengefahr nur langsam ab, so Anwander. (APA)