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Freitag, gegen gegen 14 Uhr, war es aus mit Gepolter und Schmähführen:

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 Der ehemalige Fußballpräsident Hannes Kartnig muss wegen schweren Betruges und Abgabenhinterziehug ins Gefängnis

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Graz - "I bin kein Betrüger, I hob niemanden betrogen." Immer wieder war er in den letzten Monaten von der Anklagebank hochgesprungen und hatte seine Wut und Angst in Richtung des hinter dem Computerschirm und Aktenbergen hervorlugenden Staatsanwaltes gebrüllt. Am Freitag, dem Tag des Richterspruches, waren Luft und Wut draußen. Keine Wut mehr, nur noch Angst.

Wie er so dastand vor dem Richter, in seinem feierlichen schwarzen Anzug, der dottergelben Krawatte und den mit viel Gel in Form gebrachten Hinterkopflocken, da entkamen dem kräftig gebauten, ehemaligen Fußballkapo nur noch sanfte Töne: "Ich bitte um ein mildes Urteil. I hob mit Betrügereien nichts zu tun. Schauens', wir haben als Fußballverein dem Volk viel Freunde bereitet, Millionen haben sich mit uns gefreut über die Internationalen Erfolge, wir wurden umjubelt. Es gab phänomenale Triumphzüge. Das darf man nicht vergessen."

Man darf. Richter Karl Buchgraber ließ sich von Hannes Kartnigs sanfter Welle nicht beeindrucken und folgte in seinem Urteil dem Ankläger Johannes Winklhofer, der eine harte Bestrafung Kartnigs wegen Betruges, betrügerischer Krida und Abgabenhinterziehung gefordert hatte. Buchgraber verdonnerte den ehemaligen Fußballpräsidenten des Grazer Klubs Puntigamer Sturm zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe in der Höhe von 6,6 Millionen Euro. Sollte er sie nicht zahlen können bedeutet dies eine zusätzliche Haftstrafe von 18 Monaten.

Der im Prozess stets freundlich lächelnde Richter Buchgraber packte auch die sieben Mitangeklagten, die ehemaligen Vorstandsmitglieder, hart an. Sie kamen mit ihrer Tour, sich als unwissende Lämmchen, die nur den Befehlen Kartnigs gehorchten, zu präsentierten, beim Richter nicht durch. Buchgraber sprach sie allesamt schuldig. Als angesehene Steuer- und Versicherungsexperten, als Rechtsanwälte, hätten sie das Treiben Kartnigs, die Abgabenhinterziehung im Ausmaß von 8,4 Millionen Euro durchblicken müssen, sie hätten Kartnig aber vielmehr unterstützt. Sie hätten Spielerverträge genehmigt, obwohl der Verein schon pleite war und überdies nichts dagegen unternommen, als Kartnig versucht habe, Förderungen vom Land zu erschleichen, "als es darum ging Sturm zu bereichern und das Land zu schädigen". Sie hätten ihre Aufsichtspflicht fahrlässig vernachlässigt.

Pleite wegen Prozesskosten

Es setzte für die ehemaligen Funktionäre - zum Teil bedingte - Haft- und saftig-hohe Geldstrafen zwischen 1,3 und 3,8 Millionen Euro. Einige der Ex-Funktionäre dürften die Ersatzhaftstrafen in Anspruch nehmen müssen, manche haben wegen der Prozesskosten extrem hohe Schulden, einer ist bereits pleite und arbeitslos. Sämtliche Urteile vom Freitag sind jedoch noch nicht rechtskräftig.

Kartnig, von den letzten Stunden des Wartens auf das Urteil ziemlich gezeichnet, hatte mit der harten Strafe, wie auch die Mitangeklagten, die die Urteile kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen mussten, ganz einfach nicht gerechnet. Die Steuerhinterziehung, OK, die hatte er zugegeben, von Anfang an, mit dem "ersparten" Geld sind Spieler gekauft worden, aber Betrug? Das könne man ihm nicht anlasten. Davon war er bis zuletzt überzeugt.

Kartnig hatte darauf gebaut, dass seine gewieften Verteidiger, die ihn schon ein erkleckliches Sümmchen gekostet haben, da rausboxen werden. Sie werden es in der zweiten Instanz nochmal versuchen und kündigten eine Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Das Kartnig-Urteil wird jetzt einigen prominente Grazern schlaflose Nächte bereiten - jenen ehemaligen Präsidenten und Vorständen des zweiten Grazer Fußballklubs, des GAK. Gegen sie wird wegen gleicher Delikte erhoben. Nur soll es hier um einiges schlimmer aussehen. (DER STANDARD, Printausgabe - 18.2. 2012)