Gestern noch Stamm einer Bregenzer Tanne, heute Arbeitstisch für den Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz im ...

Foto: Hein

... neuen Seelsorgezentrum in Lichtenberg.

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Geachtet wurde dabei stets auf eine Verbindung moderner Architektur mit zeitgemäßer ökologischer Bauweise.

Linz – "16,3 Grad, wir haben Idealtemperatur im Haus Gottes." Christian Hein blickt sichtlich zufrieden auf das Feuchtthermometer auf seinem Schreibtisch. Regelmäßig misst der Pastoralassistent und Leiter des Seelsorgezentrums Lichtenberg die Temperatur im Sakralraum.

"Unser Holz mag es nun einmal nicht zu warm und nicht zu kalt", klärt Hein auf. "Unser Holz" heißt im Wald fachgerecht Weißtanne und ist das bestimmende Element in dem kreisrunden Kirchenraum des Seelsorgezentrums. Der Boden sowie alle anderen Sakralmöbel sind aus unbehandelter Weißtanne aus dem Bregenzerwald. Hohe, schlanke Fenster in den Rundungen der Wände tauchen den Kirchenraum in ein mystisches Licht und erzeugen im Raum mit dem Sonnenstand wandernde Lichtstrahlen. Gestaltet haben den Raum die Lichtkünstlerin Siegrun Appelt und die Architektin Andrea Konzett.

"Haben auch ökologische Verantwortung"

Das neue Seelsorgezentrum für die kleine Gemeinde hoch über Linz wurde im Dezember 2010 nach einjähriger Bauzeit eröffnet. Und es steht stellvertretend für den modernen Kirchenbau von heute. Vorbei scheinen nämlich die Zeiten, in denen Gottes Schäfchen sonntäglich auf wenig gesäßfreundlichen Holzbänken ausharren mussten und im Winter des Pfarrers wärmende Worte nur wenig gegen die Minusgrade ausrichten konnten. Moderne Architektur und Niedrigenergiebauweise haben auch vor Gotteshäusern nicht haltgemacht.

"Das Bild hat sich gewandelt, beim Neubau von Kirchen geht man ganz weg vom klassischen Kirchenschiff. Wir haben als Kirche vor allem auch eine ökologische Verantwortung, und das spiegelt sich eben in Neubauten wider", ist der Pastoralassistent überzeugt. Hinzu komme auch der finanzielle Aspekt. Hein: "Man muss sich den Erhalt von so großen Kirchengebäuden erst einmal leisten können. Viele kleine Pfarren wären damit heute völlig überfordert."

In Lichtenberg entschied man sich daher 2009, das in den späten 1960er-Jahren errichtete Pfarrhaus – eine eigentlich geplante Kirche wurde nie gebaut – vollständig abzureißen. Der zweigeschoßige Neubau wurde in Holzriegelkonstruktion und auf Niedrigstenergieniveau errichtet. Im Kirchenkeller befindet sich – zumindest aus ökologischer Sicht – das eigentliche Herzstück des Hauses, quasi der Altar der Nachhaltigkeit: eine Hackschnitzelheizung, gesegnet vom Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz. Der Betrieb der Heizanlage konnte im Seelsorgezentrum Lichtenberg erfolgreich ausgegliedert werden. Partner sind die örtlichen Bauern. "Die kümmern sich um den gesamten Betrieb, und wir zahlen die warme Kilowattstunde. Das funktioniert gut – und vor allem muss ich nicht auch noch als Haustechniker aktiv sein", lacht Hein.

Lichtkreuz

Vonseiten der Gemeinde wird derzeit überlegt, am kirchlichen Hackschnitzelofen anzudocken. "Es ist angedacht, das Gemeindezentrum mitzuheizen", erläutert Hein. Fix ist hingegen eine Kooperation mit einem geplanten Altenheim-Neubau. Den Senioren wird mit heiligen Holzschnipseln ordentlich eingeheizt.

Der Ortsname "Lichtenberg" ist übrigens bis zum Kirchturm Programm: Das Kreuz leuchtet dank moderner LED-Technik gut sichtbar über dem Haus Gottes. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.2.2012)