Wien - Die Übernahme der Kunsthalle Wien durch eine GmbH schreitet planmäßig voran: Seit Dienstag ist diese ins Firmenbuch eingetragen, die konstituierende Aufsichtsratssitzung wird am 29. Februar stattfinden. Für das operative Geschäft aber ist einstweilen noch der bisherige Kunsthallen-Verein zuständig. Erst wenn alle Verträge geprüft und alle Fakten am Tisch liegen, erwirbt die GmbH um einen Euro den gesamten Betrieb, wie er steht und fällt.

Thomas Häusle, Präsident des Vereins, rechnet mit einer Übergabe erst Ende März; dann sollte klar sein, wie die Zukunft von Direktor Gerald Matt aussieht. Dieser ist aufgrund diverser Vorwürfe, die vom Wiener Kontrollamt, der Staatsanwaltschaft und dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen HLB Intercontrol untersucht werden, bis 31. März dienstfrei gestellt. Entgegen bisheriger Pläne dürfte der Kunsthallenverein nicht als Freundesverein weitergeführt werden: Bei der Pressebesichtigung der Ausstellung Skinny Sunrise von Urs Fischer sagte Präsident Häusle, dass er für eine Auflösung plädiere. Einen Freundesverein zu führen komme für ihn nicht infrage. Die Arbeit sei von Vorarlberg aus, wo er nach wie vor lebe, nicht auf sinnvolle Art zu leisten.

Der Presse übergab Häusle einen weiteren Bericht, den er auf Kosten der Kunsthalle bei der Wirtschaftsprüfungskanzlei IB Interbilanz Hübner in Auftrag gegeben hatte. Der Bericht entkräftet Vorwürfe, die von Profil erhoben worden waren. Das Nachrichtenmagazin berichtete im Oktober 2011 über fünf eidesstattliche Erklärungen von ehemaligen Angestellten und Mitarbeitern der Kunsthalle. Laut diesen soll Matt in den Jahren 1998 bis 2005 private Dienstleistungen über das Ausstellungshaus verrechnet haben, gebucht auf "Kostenstelle 10".

In dieser werden jene Aufwendungen erfasst, die keinen Projekten zuzuordnen sind, darunter Matts Dienstreisen, die nicht mit einer Ausstellung in Zusammenhang stehen. IB Interbilanz Hübner untersuchte den Posten "Arthandlingkosten" und fand dort "keine Hinweise auf privat veranlasste Belastungen". Die Prüfer fanden auch keinerlei Hinweise, dass Matt auf Kosten der Kunsthalle Reparaturarbeiten in seiner Wohnung oder Einbauten an seinem Auto durchführen ließ.

Dass mehrfach private Möbel von Matt transportiert worden seien, bestätigt Häusle laut Bericht. Matt hätte sie der Kunsthalle zur Verfügung gestellt, und daher seien sie "im Zuge mehrerer Übersiedelungen mittransportiert" und auch repariert worden. Es handelt sich dabei um insgesamt 64 Möbel und Einrichtungsgegenstände.  (Thomas Trenkler  / DER STANDARD, Printausgabe, 17.2.2012)