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Präsident Ahmadinejad besichtigt Brennstäbe für den Forschungsreaktor.

Foto: Reuters/Irib

Teheran - Der Iran hat staatlichen Medienberichten zufolge seinen kleinen Forschungsreaktor in Teheran mit den ersten selbstproduzierten Brennstäben bestückt. An der Zeremonie nahm am Mittwoch unter anderem Präsident Mahmud Ahmadinejad teil, der in den Tagen zuvor einen neuen Durchbruch im Atomprogramm angekündigt hatte. Das Ereignis wurde vom Staats-TV übertragen, das anschließend Archivbilder von mehreren iranischen Atomwissenschaftern zeigte, die in den vergangenen zwei Jahren bei Anschlägen getötet worden waren.

In der Urananreicherungs-Anlage in Natanz wurden laut Behörden unterdessen neue Zentrifugen in Betrieb genommen. Sie seien "dreimal so leistungsfähig" wie die Zentrifugen der ersten Generation. Ihre Inbetriebnahme sei eine "starke und dokumentierte Antwort" auf die "Sabotage" der westlichen Länder.

Zu einer weiteren Nuklearanlage in Fordow rund 160 Kilometer südlich von Teheran machte das Staatsfernsehen keine Angaben. Viele hatten erwartet, dass Ahmadinejad auch die Eröffnung dieser Anlage und die Aufstockung der Urananreicherung auf 20 Prozent verkünden werde. Dieses höher angereicherte Uran braucht der Iran für die Herstellung der Brennstäbe für den Forschungsreaktor. Die 20-Prozent-Anreicherung ist der internationalen Gemeinschaft jedoch ein Dorn im Auge, weil sie technisch den Weg zur noch höheren Anreicherung zu waffenfähigem Uran ebnet.

Am Mittwoch ließ der Iran der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton offenbar erneut einen Brief zukommen, in dem Teheran seine Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Gespräche über sein Atomprogramm erklärt. Das berichtete der arabischsprachige iranische Sender Al-Alam. Man wolle die neuen Gespräche in "konstruktiver Weise" führen, wird in dem Schreiben betont. Allerdings gab es erst vor kurzem ein iranisches Schreiben an Ashton, das von Diplomaten für völlig irrelevant, weil nichts Neues bietend, bezeichnet wurde.

Verwirrung um Ölstopp

Aus Protest gegen die von der EU im Atomstreit verschärften Sanktionen bestellte das iranische Außenministerium am Mittwoch gleich sechs EU-Botschafter (Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Portugal, Niederlande) ein. Das iranische Ölministerium dementierte am Mittwoch einen Bericht des staatliche Senders Press TV, nach dem das Land Öllieferungen an diese sechs europäischen Staaten gestoppt hat. Eine solche Entscheidung würde vom Obersten Nationalen Sicherheitsrat verkündet werden, sagte ein Ministeriumssprecher. Auch bei der EU-Kommission in Brüssel lagen zunächst keine Informationen vor. (Reuters, guha/DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2012)