Die in Alaska brütenden Steinschmätzer (hier ein männliches Exemplar) sind wahre Ausdauerathleten. Zum Überwintern begeben sich die Vögel quer durch Asien ins östliche Afrika.

Foto: Heiko Schmaljohann, IfV

Dies haben Vogelkundler dank einer neuen Art von "Flugschreiber" herausgefunden haben.

In Österreich sind Steinschmätzer eher seltene Gäste. International sind die drosselartigen Singvögel aber nicht gefährdet: Die rund 15 Zentimeter langen Tiere kommen in weiten Teilen Europas vor, sind aber auch in Grönland und Sibirien sowie in Nordostkanada und Alaska verbreitet. Als insektenfressender Singvogel kann er an den beiden zuletzt genannten Brutplätzen allerdings nicht überwintern. Ornithologen vermuteten, dass er das in Afrika macht – bis jetzt allerdings ohne Beweis.

Der ist nun einem internationalen Vogelkundlerteam mit einer neuen Geolokationstechnologie gelungen. Die Forscher um Franz Bairlein vom Institut für Vogelforschung in Wilhelmshaven statteten Steinschmätzer in Alaska und auf der Baffin-Insel in Ostkanada mit sogenannten Helldunkel-Geolokatoren aus. Das sind ultraleichte Flugschreiber, die über eine Fotozelle täglich Sonnenauf- und Sonnenuntergang aufzeichnen.

Aus dem Zeitpunkt von Mittag und Mitternacht lassen sich die geografische Länge und aus der Tageslichtdauer und der Nachtlänge die geografische Breite ableiten. Allerdings muss man den Vogel, wenn er im Folgejahr in sein Brutgebiet zurückkehrt, erneut fangen, um an diese Daten zu gelangen. Und genau das ist den Forschern auch gelungen.

Wie Ornithologen vermuteten, überwintert die in Alaska brütende Steinschmätzer-Population im östlichen Afrika, also vom Sudan bis Kenia. Dafür legten die Vögel pro Jahr rund 30.000 km zurück, flogen quer durch Asien und über die Arabische Halbinsel und vollführten so den – bis jetzt – längsten bekannten Zugweg eines Singvogels.

Im Herbst ließen sie sich dafür rund drei Monate Zeit und zogen im Durchschnitt 160 km pro Tag. Im Frühjahr dagegen starteten sie Anfang April und erreichten nach rund 50 Tagen wieder das Brutgebiet, sodass sie im Mittel etwa 250 km pro Tag geflogen sind. Berücksichtigt man die Rastzeiten der Vögel, so erhöhen sich die Geschwindigkeiten noch einmal. Die Maximalwerte sind dabei für die nur in der Nacht ziehenden Steinschmätzer 450 km pro Nacht.

Ganz anders ist hingegen die Flugroute der nordostkanadischen Steinschmätzer: Sie überwintern im westafrikanischen Mauretanien und ziehen dafür im Herbst zunächst rund 3400 km über den Nordatlantik nach Nordwesteuropa und von dort weiter in ihr Winterquartier. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 15.02.2012)